Endspurt

Zum Start unserer Überfahrt in St Johns zeigte unser Plotter eine Entfernung von etwa 1750sm bis nach Schottland. Zwei Wochen, 1500 gesegelte Meilen und viele Erfahrungen später, haben wir inzwischen die Marke von 500sm bis zum Ziel geknackt. Das Ende unserer Reise kommt somit in Sicht. Aus diesem Anlass beginnt nun auch die Diskussion, ob wir direkt unseren Zielhafen Fort William anlaufen oder die verbleibende Woche noch dazu nutzen die vorgelagerten Inseln zu erkunden. Dabei müssen wir feststellen, dass unsere Entscheidung und Segelmotivation vor allem von der aktuellen Wetterlage abhängig ist. Gerade genießen wir das sich uns bietende Schauspiel der sich immer wieder aufbauenden Wellenberge, die wir mehr oder weniger gemütlich hinauf und wieder hinab surfen. Nach einigen Tagen mit eher wenig Wind oder vorherrschendem Gegenwind in denen wir nur langsam voran gekommen sind, geht es nun flott der europäischen Küste entgegen. Wohin uns der Wind noch genau treiben wird, werden die nächsten Tage zeigen.

(Sascha)

Wetterfee Lisa

Abgesehen von einem freundlichen Tanker, der sich bei unserer nächtlichen Begegnung über Funk nach unserem Wohlergehen erkundigte, konzentriert sich der zwischenmenschliche Austausch in den letzten Tagen vor allem auf uns. Von der Auẞenwelt sind wir ansonsten weitestgehend abgeschnitten. Während dies einerseits die positive Nebenwirkung mit sich bring, deutlich weniger Zeit mit dem Daddeln am Handy zu verbringen, fehlen uns andererseits auch wichtige Infos in Bezug auf die uns umgebende Wetterlage.
Hier kommt Lisa ins Spiel. Mehrmals täglich klingelt unser Garmin und kündigt neue Wetterinfos aus der heimatlichen Wetterzentrale an. Mit Ihr diskutieren wir die Lage der nächsten Tiefdruckgebiete und besprechen die verschiedenen Routingoptionen. Mit dabei sind auch immer einige aufmunternde Nachrichten. In diesem Sinne ein ganz fettes DANKESCHÖN nach Hause an unser 5. Crew-Mitglied und gute Wetterfee Lisa.

(Sascha)

Birthday@Sea

Ein Tag (26.6) unserer Überfahrt sollte aus speziellem Anlass noch hervorstechen: Elenas Geburtstag. Ihr erster Wunsch wurde prompt erfüllt und so zeigte sich nach einigen grauen Tagen endlich mal wieder die Sonne. Auch der seit Tagen vermisste zweite Pantoffel wurde pünktlich wiedergefunden und feierlich überreicht. Unter Anleitung von Chefkoch Luki legte sich die inzwischen eingespielte Küchen-Crew zudem besonders ins Zeug. So wurden ein Geburtstagskuchen (der wohl etwas zu viel Salz aus dem Atlantik angenommen hatte) und zum krönenden Abschluss Pfannen-Pizza in der Outdoor-Küche gezaubert.

(Sascha)

Zeitblase Atlantik

Mittlerweile verschwimmen die Tage zunehmend. Im Gegensatz zu den ersten Tagen kommt der Wind nun allerdings meist von vorne, was unseren Fortschritt in Richtung Europa etwas verlangsamt hat. Neben der Abwechslung, die sich uns durch die unterschiedlichen Wellen bietet, gibt es auch immer wieder tierischen Kontakt. Ein (Buckel?)Wal zeigt sich nur 10m von uns entfernt und begleitet uns ein Stück. Ebenso tauchen immer wieder Delfine in unterschiedlicher Anzahl auf.
Auch an der Angel geht es weiter zur Sache. Die Möwen 3 und 4 werden erfolgreich und unverletzt befreit. Ansonsten bleibt der Haken leider leer.

(Sascha)

Mini Update

Die Crew dümpelte in einer Flaute. Daher kamen sie die letzten Tage kaum voran. Laut Mattis konnten sie das aber ganz gut genießen und haben anständig geschlafen. Seit einigen Stunden ist der Wind zurück und sie sind wieder auf direktem Kurs nach UK.

Ein Wal war wohl neben dem Boot zu bestaunen und die Sonne ließ sich ab und an, wenn auch selten, blicken.

Elmy via AIS ‚gesichtet‘

Heute morgen bekam ich eine Mail von MarineTraffic, dass Elmy auf dem Radar aufgetaucht ist. Normalerweise funktioniert das nur in Küstennähe.

Folgende Informationen können wir daraus lesen:

Position des Schiffes

aktuelle Geschwindigkeit

1,8 kn

Aktueller Kurs: 39° (definitiv nicht direkter Zielkurs)

Distanz bis zum Ziel: circa 850 Seemeilen

Daraus wäre es theoretisch möglich, die ungefähre Ankunft zu errechnen. Da aber immer wieder aufgrund des Windes die Route angepasst werden muss, ist das auf die Distanz noch sehr ungenau.

Dennoch:

Berechnung der Ankunftszeit

Da die Geschwindigkeit sehr unkonstant ist, ist die Berechnung natürlich nicht aussagekräftig. Ich hoffe doch sehr, dass sie keine 19 Tage mehr brauchen 😉

Sailing 24/7

Mal kurz die Handbremse ziehen, Anker werfen oder irgendwo festmachen ist hier draußen nicht möglich. Rund um die Uhr halten wir Elmy am Laufen – oder ist es umgekehrt? Die ersten Nächte haben wir noch jeweils in 2er-Schichten aufgeteilt. Da wir nach über 4h immer völlig durchgefroren waren haben wir das Schicht-System kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen teilen wir die Nacht in 3 Schichten auf. Jeder muss so nur etwas mehr als 2h oben ausharren. Einer von uns hat sogar immer „Urlaub“ und darf die Nacht durchschlafen. Wärme und Schlaf haben in der Priorisierung somit gegenüber Gesellschaft gewonnen. So verbringen wir Teile unserer Nächte immer alleine an Deck. Beobachten den Wind, passen bei Bedarf Kurs und Segel an, genießen bei klarem Wetter Sonnenauf- oder -untergang, lauschen exzessiv verschiedenen Podcasts oder treiben die Rekorde im Blocksudoku nach oben.

(Sascha)

Anmerkung Jenny:

Elmy ist so gebaut, dass sie ein recht stabiles Cockpit hat. Aus diesem fällt man auch bei überspülender Welle nicht so leicht raus. Dennoch trägt die Crew nachts eine Rettungsweste und macht sich an dafür vorgesehenen Stellen fest, wenn sie außerhalb des Cockpits hantieren (z.B. um ein Segel zu lösen). Auch Manöver werden immer gemeinsam durchgeführt.

Cockpit (besseres Bild konnte ich nicht finden – ohne zweites Polster unterm Popo sehe ich nichts, weil zu klein) 😉
Cockpit mit Fabi im April (und Mattis im Hintergrund auf dem achterlichen Sonnendeck)

Berg und Tal

In der letzten Nacht konnten wir dank der ruhigen See alle mal wieder gut und aufgrund der leicht gestiegenen Temperaturen auch warm schlafen. Die Erholung sollte jedoch nicht lange anhalten. Die größer werdenden Wellen sorgten dafür, dass die heutige Nacht zur Achterbahn-Fahrt mutierte. Das Querliegen in der Kabine in Kombination mit der vorhandenen Krängung sorgte dafür, dass die Nacht teils eher stehend statt liegend verbracht wurde. Demzufolge wurden sämtliche der zur Verfügung stehenden Schlafplätze durchprobiert. Am Morgen sorgte ein besonders großer Brecher, der das Deck überspülte, dafür, dass sowohl der Wachhabende auf dem Klo als auch die schlafende Crew erschrocken hochfuhren. Nur unser Skipper schlief selig weiter. An Deck können wir nun das sich uns bietende Schauspiel der teils über 4m hohen Wellen beobachten. Weitere Wetterprognose:
– Wetterfee Lisa: Sturm
– Jenny: Flaute (Windy)
– Fastseas: guter Segelwind

(Sascha)

Besuch von Moni

So langsam haben wir uns mit den Bedingungen an Bord angefreundet und uns eingelebt. Unsere jüngsten Erlebnisse werden in einer aktuellen Folge des Bord-Podcasts festgehalten. Ansonsten verläuft der Tag ohne große Aufreger. Das letzte andere Schiff haben wir mittlerweile vor 48h gesehen. Dafür gibt’s zum abendlichen Sonnenuntergang Besuch von unerwarteter Seite. Die Möwe Moni lässt sich auf dem achterlichen Solarpanel nieder und wird so Teil eines Fotoshootings mit Skipper Mattis auf dem Sonnendeck. Scheinbar fühlt sie sich richtig wohl bei uns an Bord. Letztlich bleibt sie die ganze Nacht an Bord und verlässt uns erst wieder am nächsten Morgen. Die Bilanz: Eine glückliche Crew, ein vollgekacktes Dinghi, Sauberkeit des Solarpanels unklar.

(Sascha)

Segeln ohne Sonnenschein

Zum Morgengrauen bietet sich uns eine verhangene Aussicht. Statt klarer zu werden, wird der Nebel immer dichter. Ohne die wärmenden Sonnenstrahlen sind die Temperaturen an Deck wenig einladend. Daher verkriechen wir uns in den Salon und vertreiben uns die Zeit mit Kartenspielen. Mattis schafft das Kunststück, sein Skat-Punktekonto um 900 Punkte zu erleichtern. Elena verbringt derweil den ganzen Tag in der Horizontalen. Zu Beginn unserer Schichten zeigen sich aber auch positive Zahlen. Die Wassertemperatur ist inzwischen von 7 Grad auf 13 Grad angestiegen. Es besteht also Hoffnung, dass sich die gute Elmy langsam wieder von einem Kühlschrank zu einem angenehmen Reisegefährt entwickelt.

(Sascha)