Um 9 Uhr war es soweit, Mattis und ich machten uns auf den Weg nach Largs, um den Zug nach Glasgow zu nehmen. Dort hatten wir eine Stunde Zeit, um mit meinem Gepäck quer durch die Stadt zum Busbahnhof zu gelangen.
Glasgow gefiel mir ganz gut, auch wenn ich nicht viel davon sehen konnte. Mattis schaut sich das Morgen noch mal genauer an, bevor er zurück zu Elmy kehrt und alles für den Crewwechsel am Montag vorbereitet. Allerdings hatten wir noch Zeit für einen Kaffee im Black Sheep Coffee, wo die moderne Welt und die vielen Menschen Mattis anfangs sichtlich überforderten.
Ich bin immer wieder begeistert von den öffentlichen Verkehrsmitteln in anderen Ländern. Es war alles absolut pünktlich, sodass die Umstiege locker geklappt haben, sehr sauber und gut übersichtlich.
In Edinburgh checkten wir in das Hotel am Airport ein und machten uns auf den Weg in die Stadt. Ich habe mich sehr gefreut, dass Mattis mich noch einen Tag begleitet.
Wir schlenderten einfach ziellos durch Edinburgh und schwelgten in Erinnerung. Einiges kam uns noch sehr bekannt von unserem Besuch von vor – wir glauben – 13 Jahren vor. Wir landeten schließlich noch in einem Outdoorgeschäft, wo Mattis sich noch mit einer neuen Hose eindeckte.
Nach einem leckeren indischen Abendessen ging es für uns zurück ins Hotel. Mein Flug geht morgenfrüh um 5.55 Uhr. Mattis wird um 8 Uhr zurück in Richtung Glasgow fahren.
Hiermit verabschiede ich mich. Es hat mir viel Spaß gemacht, den Blog zu pflegen.
Da kommt man nichts ahnend vom Frühstück zurück und es stehen zig Leute um unser Boot herum. Ist ja auch eine schöne Amel, aber komisch war es dennoch. Als ich näher kam, wusste ich auch wieso. Der Instrumentenalarm war angegangen, weil die GPS-Position fehlte. Mattis hatte den Autopiloten angefangen zu reparieren und nicht alle erforderlichen Instrumente an- bzw. vorm Verlassen des Bootes ausgestellt.
Also schnell aufs Boot, Video davon und abstellen. Peinlich. Einmal die Marina beschallt.
Was wir sonst noch gelernt haben, ist, dass die Marina ständig den Code fürs Gate wechselt. Gedächtnis-Training für faule Segler. So muss sich täglich der neue Code im Office geholt werden. Unser Fazit: Was für ein Quatsch.
Mattis versuchte am Nachmittag erneut Gertrud (Autopilot) zu reparieren. Da er den vermeintlichen Fehler fand, brachten wir sie hier nicht wieder zu einem Spezialisten, sondern liefen nach Largs, um einen neuen Zahnriemen zu kaufen. Leider wurden wir nicht fündig, daher muss dieser nun bestellt werden.
Durch den Zugang zum Landstrom konnten wir auch unseren Staubsauger wieder benutzen. Ein gutes Gefühl, wenn der Boden nicht mehr knirscht beim Gehen.
Ausflüge
Doch nicht nur Bootsreparatur und Aufräumen stand heute auf dem Plan. Wir wollten uns auch ein wenig bewegen und die Gegend erkunden. Das erste Ziel war ein Castle in der Nähe.
Kelburn Castle hat uns direkt positiv überrascht. Die Besitzer nehmen nur Eintritt für Autos und wenn das Castle von innen besichtigt werden möchte. Uns haben aber die Gärten und der Wald viel mehr interessiert. Mattis möchte nächste Woche noch mal wiederkommen, um die große Runde zu laufen.
Die Besitzer sind außerdem sehr kunstinteressiert. Daher befanden sich in den Gärten immer wieder Skulpturen oder Malereien.
Am Nachmittag in Largs kundschafteten wir noch aus, wo Morgen der Zug nach Glasgow abfährt.
Abends packte ich noch meinen Koffer und dann geht es für mich ein letztes Mal in die Koje. Ein komisches Gefühl, Elmy Lebewohl zu sagen. Vor 1,5 Jahren war ich sie erstmals in der Karibik besuchen und irgendwie habe ich das schwimmende Zuhause doch lieb gewonnen. Vielleicht auch, weil es mit Urlaub, Freiheitsgefühl und natürlich Mattis verbunden ist.
Heute brach auch mein letzter ‚Segeltag‘ an. Da wir gestern Abend die Fock noch ausgebaut haben, um sie trocken zu verstauen, werden wir nach Largs motoren. Was uns an Deck allerdings nicht gelang, war das Segel ordentlich zusammenzufalten. Daher liegt es nun unter Deck und wartet auf den nächsten trockenen Tag.
Das Wetter zeigte sich auch heute wieder von der schottischen Seite (bäh!). Auch der Wind war etwas stärker, weshalb wir den Morgen vertrödelten, um die stärksten Böen abzuwarten und somit weniger Stress beim Anlegen im Hafen zu haben.
Angekommen im Hafen von Largs freuten wir uns auf eine heiße Dusche. Außerdem darauf, die Wäsche zu waschen und einen Cappuccino zu trinken. Sowohl Mattis als auch ich fanden den Wellengang heute nervig, aber immerhin war niemandem schlecht. Des Weiteren zeigte sich Mattis ein Delfin. Als ich auch schauen wollte, kam eine Welle, die mir die Gischt ins Gesicht spritzte. Na danke auch!
Bevor wir aber zum Cappuccino kamen, wurde erst das Segel zum Segelmacher gebracht.
In den Yachthafen von Largs passen bis zu 500 Schiffe. Dementsprechend gut ausgestattet ist die Anlage auch. Wir wurden eingewiesen, unsere Leinen gefangen und festgezurrt. Die Toilettenanlage ist riesig und sehr sauber. Es gibt WLAN und überall kleine Läden. Mattis hatte zuletzt einen so großen Hafen in Le Marin (Martinique). Das ist 9 Monate her.
Übrigens ist Elmy so lang, dass sie mit dem Hintern aus dem Steg rausragt.
Am Nachmittag erkundeten wir noch ein wenig die Umgebung um Largs.
In Largs wurde es sogar relativ warm, sodass wir uns dazu hinreißen ließen, ein Foto im T-Shirt zu machen. Da es trocken war, falteten wir auch unsere Fock wieder in ein handliches Paket zusammen und verstauten sie in der Buckskiste.
Mattis versuchte uns wieder an den Landstrom anzuschließen, was im ersten Versuch gelang. Muss wohl an Jupp in Oban gelegen haben (oder vielleicht am starken Regen). 😜
Im Boot herrscht eine Luftfeuchtigkeit zwischen 85%-100%. Hier wird zurzeit nichts trocken und die Polstermöbel, Klamotten etc. schimmeln weg. Eine Jacke, die Mattis erst in Newport, USA (Ende April) gekauft hatte, wies Schimmelflecken an den Ärmeln auf.
Mit diesen Bedingungen hatten wir zuletzt in der Karibik zu kämpfen. Dort war es aufgrund der stetig hohen Luftfeuchtigkeit ähnlich schwierig, das Boot trocken zu halten. Hier macht uns zusätzlich die Kälte bzw. die starken Regenschauer zu schaffen.
Teilweise tropfte es die letzten Wochen vor Feuchtigkeit von der Decke. Auch die wichtigen Unterlagen (Bootspapiere, Versicherungsnachweise) sind feucht.
Doch was tun? Wir lüften, sobald es möglich ist. Wir drehen unsere Matratzen, um diese von unten zu belüften. Außerdem wollen wir in Largs möglichst viel Wäsche waschen und trocknen. Schimmelsporen können ab 60 Grad abgetötet werden (die Flecken bleiben leider). Vieles ist in wasserfesten Packsäcken, um es zu schützen. Des Weiteren nehme ich einiges von Mattis schon mit zurück, da wir nicht sonderlich optimistisch sind, dass der Sommer noch Einzug in Schottland hält.
Doch Überraschung: Heute morgen weckte uns die Sonne und aufgrund des Durchzugs (es war verdammt kalt in der letzten Nacht) tropfte es nicht mehr von der Decke.
Wir arbeiten uns heute weiter in Richtung Largs vor, wo wir ab morgen einen Liegeplatz im Hafen haben. Da das Wetter morgen eher mies sein soll, überlegen wir heute mehr Strecke zu machen. Auf der anderen Seite bedeutet gutes Wetter auch, dass Wanderungen außerhalb des Bootes möglich wären.
Seit die Opis weg sind, muss alles wieder selbst erledigt werden. Somit wird einem auch wieder warm, wenn der Regen von oben strömt und der Wind pfeift. Wir hatten aber weder Wind noch Regen. Zweiteres ist auch mal schön.
Wir fuhren durch eine wunderbare Landschaft, die Sonne ließ sich immer wieder zwischen den Wolken blicken und es nieselte nur selten. Auch ein Delfin zeigte sich kurz.
Als wir den Kyle of Bute verließen, nahm der Nebel zu. Allerdings auch der Wind, sodass wir unser Vorsegel auch endlich setzen konnten. Nach etwa 5 Minuten klarte es auf und auch der Nieselregen verzog sich.
Wir steuerten die Stadt Rothesay an. Dort liegen wir bis auf die Fähre, der wir noch frech vor die Nase fuhren, recht geschützt für die Nacht.
Morgen früh ist es dann nur noch ein kurzer Schlag nach Largs.
Nachdem wir morgens unsanft beim Frühstück und Packen gestört wurden, brach kurzzeitig Stress aus. Der Mitarbeiter der Schleuse wollte uns in 20 Minuten durch die letzte Schleuse ins Meer schicken. Mattis erklärte ihm, dass wir Crew hätten, die das Boot in einer Stunde verlassen müsste, um den Bus zu erwischen, aber auch das ließ er nicht gelten. Jedoch durften wir direkt hinter der Schleuse wieder festmachen.
Zeitlich hat alles hingehauen. Die stark bepackten Opis bekamen pünktlich ihren Bus.
Beim Ablegen schaute uns eine Robbe aus dem Wasser zu, die scheinbar von den ortsansässigen Fischern gefüttert wird. Daher kam sie je nach Handbewegung auch noch weiter mit dem Köpfchen empor.
Weiter ging es zum Kyles of Bute bis zu einer geschützten Ankerbucht. Heute mit dabei, schönster Dauerregen. Juhu! Der Wind kam leider von vorn, daher blieben die Segel sehr lange Zeit eingepackt. Gegen 12.30 Uhr gab es das kulinarische Kontrastprogramm zur letzten Woche: Dosensuppe.
Unterwegs schwamm eine Robbe direkt vorm Bug, die Mattis erst für ein Stück Holz hielt.
Nun heißt es, aufwärmen, aufräumen, putzen und alles für den Hafen in Largs vorbereiten.
Unser letzter gemeinsamer Tag brach – natürlich – mit einem kräftigen Regenschauer an. Die letzte Nacht verbrachten wir schon in Ardrishaig. Der Ort hat nicht so viel zu bieten und ist auch eher klein. Dennoch gingen wir gestern noch einen Cocktail bzw. Bier trinken und reservierten für den heutigen Abend einen Tisch in einem Restaurant
Am Morgen entschieden wir, ein Stück den Kanal zurückzulaufen und schauten uns den Ort Lochgilphead an. Dort gab es Mittagessen und Cappuccino. Außerdem wurde das Busticket für die Rückfahrt der – Zitat Frank – „rollende Rollator-Truppe“ gebucht.
Da wir heute nur drei Schleusen bis zum Ausgang des Kanals bewältigen mussten, dachten wir, dass wir dafür nur etwa eine Stunde brauchen würden. Allerdings hatten wir nicht mit der Wartezeit an der Schleuse kalkuliert („in etwa 20 Minuten“ – jaja…). Bis wir schlussendlich in die Schleuse gewunken wurden, vergingen etwa 120 Minuten.
Um Wasser zu sparen, versuchen sie immer viele Boote gemeinsam in einen Schleusenvorgang zu packen. Wir sind jedoch relativ breit und lang, daher passen wir nicht mit jedem Boot in die Schleuse.
Auch die Borderpatrol sahen wir wieder. Diese hatte Mattis bereits 3x kontrolliert. Heute unterhielten sie sich nur freundlich mit uns, da sie ebenfalls auf die Schleuse warteten. An der letzten Schleuse trafen wir noch einen Fan des YouTube Kanals ‚Sailing SV Delos‘, der ganz begeistert von der Amel Maramu war. Nachdem wir um 17 Uhr endlich am Zielpunkt festmachten, gingen wir alle duschen. Außer Mattis, der ging noch eine winzige, frustrierende Runde joggen.
Zum Abschluss gingen wir noch in ein Restaurant essen und ließen den Urlaub Revue passieren.
Da wir vergessen haben, ein Crew Foto mit dem Handy zu machen:
Da es die Nacht über stark geregnet hatte, war der Kanal bis um 11.30 Uhr gesperrt. Es musste Wasser abgelassen werden. Dies wirbelt die Pläne für die Opis ein wenig durcheinander und bedeutet auch, dass ihre Zeit zum Segeln vorbei ist.
Die neue Überlegung ist nun, sie in Ardrishaig rauszulassen, wo sie einen Bus ins fünf Stunden entfernte Edinburgh bekommen werden. Somit steht für die Herren nur noch Zeit auf dem Kanal mit den vielen Schleusen an.
Ardrishaig ist die letzte Schleuse, bevor es wieder ins Meer geht. Von dort werden Mattis und ich einen 50 Meilen entfernten großen Hafen anlaufen, wo unser Vorsegel in die Reparatur geht und auch noch mal nach Gertrud geschaut werden kann.
„Langfahrt heißt, an den schönsten Orten dein Boot zu reparieren.“ Das hat Mattis wohl über das Jahr zur Genüge befolgt.
Ich reise auch bald ab und werde durch Mattis Arbeitskollegen ersetzt, mit denen er das Boot weiter in den Süden bringt, bevor es dann an den neuen Eigner übergeben wird und Mattis – endlich – nach Hause kommt. ❤️
Aber erst mal weiter zum heutigen Tag: Wir vertrödelten den Morgen mit einem Kaffee und deckten uns mit Kuchen für später ein. Wir saßen heute in der Sonne!!!
Um 13.30 Uhr ging es endlich los. Wir fuhren in die erste Schleuse des Tages und wurden von einem deutschen Boot begleitet. Nach dem Öffnen der Schleuse befand sich vor uns ein schmaler Kanal, der Mattis ein wenig ins Schwitzen brachte. Insbesondere der Tiefenmesser zeigte teilweise nur noch 20 cm unter unserem Kiel an.
Nach circa einer Stunde kamen wir an den manuellen Schleusen an. Zu unserem Erstaunen waren dort drei Menschen, die nur für uns arbeiteten. Alle anderen Boote hatten angehalten, sodass wir heute das einzige Boot waren, das durch den Kanal fuhr (und somit 5 Personen beschäftigte).
Die Schleusen zu durchfahren ist mit etwas Arbeit verbunden. Zwei Leute müssen die Leinen bedienen, einer die dicke Bertha, einer das Boot steuern und einer die Leinen an Land befestigen. Während des Schleusens müssen die Leinen gegeben oder nachgezogen werden, je nach Richtung (auf- oder abwärts). Außerdem war jemand an den Schleusentoren gefordert. Das Öffnen beziehungsweise Schließen erfordert etwas Kraft.
Da uns die Schleusen etwa 3 Stunden beschäftigten, gab es den Kuchen erst um 17.30 Uhr mit einem sehr starken Kaffee, weil sowohl ich als auch Jupp jeweils 3 EL Pulver in die Frenchpress füllten. Zu unserer Verteidigung ist zu sagen, dass zwischen dem ersten und zweiten Kaffeeversuch 3 Stunden lagen. Ich hatte vor den Schleusen begonnen, alles vorzubereiten und Jupp übernahm dies später.
Es war Franks ausdrücklicher Wunsch, dass dies hier vermerkt wird. Zusätzlich war er nachts noch als Handwerker unterwegs und hat den Klodeckel wieder fest ans Klo montiert. Durch die Krängung während der Fahrt lockert sich dieser schon mal.
Nach dem ausgiebigen Frühstück wurde der Müll weggebracht und abgelegt.
Aufgrund des neuen Vorsegels sieht man derzeit recht wenig. Das führt zu körperlichen Verrenkungen beim Steuern unter Motor.
Der Wind kam anfangs von vorn, daher fuhren wir gegen die Welle. Da Frank alles im Griff hatte, machte der Skipper eine kleine Pause.
Heute führt uns der Weg zu einem Kanal mit vielen Schleusen. Unsere Hoffnung ist, dass wir dort ein wenig windgeschützter vorankommen.
Auf dem Weg traf uns eine hohe Welle, die den Benzinkanister aus dem Dinghi beförderte. Da dieser festgebunden war, passierte nicht allzu viel. Mattis kletterte gesichert nach hinten und befestigte das Dinghi besser.
Angekommen in Crinan Bay ankerten wir, um das Boot für die Schleuse vorzubereiten. Da die Sonne schien, legten wir uns jedoch erst mal aufs Sonnendeck. Keine 5 Minuten später rief die Schleuse bereits an, um zu erfragen, ob wir hinein wollen. Diese hatten uns auf dem AIS wohl schon verfolgt und Mattis hatte uns am Vortag angekündigt.
An unserem Ankerplatz hatten wir einen Blick auf ein Castle. Duntrune Castle war übrigens schon filmische Kulisse für Skyfall (James Bond).
Mattis nahm um 15.30 Uhr wieder Kontakt mit der Schleuse auf. Nach einem etwas unverständlichem Kauderwelsch und einem „go ahead“ waren wir uns relativ sicher, dass wir in die Schleuse fahren dürfen.
An der Vorspring wurde Jupp eingeteilt, an der Heckleine Mane und Frank (passend in orange gekleidet) bediente die dicke Bertha.
In der Schleuse warteten wir etwa 30 Minuten auf ein weiteres Boot. Als dies kam, ging es auch recht fix los. Wir machten direkt hinter der Schleuse fest und überlegten gemeinsam, was wir nun tun wollten.
Der einzige Regenschauer kam heute passend zum Schleusen und Anlegen. Denn da waren wir schließlich alle an Deck gefordert.
Nach einer kleinen Stärkung entschied sich die Crew noch einen kleinen Spaziergang zu tätigen. Wir befinden uns nun im Süßwassergebiet und die Mücken nehmen dadurch deutlich zu.
Am Ende des Weges fanden unsere beiden ‚Steinpilzschweinchen‘ noch ein wenig pilzige Nahrung. Spontan wurde sich entschieden, ein Risotto zu machen. Todesmutig stürzten sich Frank und Jupp den Berg empor.
Im Anschluss wurde die kostbare Ware behütet von Frank den Berg hinunter getragen.
Außerdem wurde noch vor dem Abendessen die Genua bei ‚bestem‘ Wetter zusammengerollt. Diese soll in ein paar Tagen beim Segelmacher abgegeben werden.
Die Nacht war sehr stürmisch, sodass ich jetzt weiß, wie sich die Wäsche in der Waschmaschine fühlen muss. Zumindest ist das die Beschreibung, die es für mich am greifbarsten macht.
Der Anker lärmte aufgrund des Winddrucks, die Scherwinde brachten das Boot sowohl seitwärts als auch vorwärts zum Wackeln, bei jeder Böe schlugen die Leinen gegen den Mast und die Wellen klatschten gegen das Boot. Frank geisterte durchs Boot auf der Suche nach dem Geräusch, das ihn wach hielt und fand einen wunderbaren Vollmond vor. Schlussendlich löste er sein Problem mit Oropax. Über die Nacht nahm der Wind ab, bis wir morgens bei absoluter Flaute vor Anker lagen und sich tatsächlich die erste Mücke in unser Boot verirrte. Mücke: 0, Jenny: 1!
Wir legten früh ab, der Tag versprach Dauerregen. Daher wurde der ursprüngliche Plan (möglichst viel Strecke in Richtung Süden) verworfen und wir fuhren ins eine Stunde entfernte Oban. Mit 9,4 Knoten Speed bretterten wir in Richtung Ziel. Hier haben wir im Hafen angelegt, um Zugriff auf die Duschen zu erhalten.
Außerdem gab es in Oban die Möglichkeit auf Kuchen, Kaffee und sich drinnen aufzuhalten. Wir füllten unsere Wasservorräte und Brotvorräte bei Lidl auf. Außerdem wurde das Boot mit Wasser betankt und wir versuchten sämtliche Stellen wo Regenwasser eindringt, dicht zu bekommen. Insbesondere in der Heckkabine läuft es rein. Die Verbindung zum Landstrom konnten wir nicht herstellen, da das Kabel immer die Sicherung rausspringen ließ. Woran das nun lag, keine Ahnung.
Das Ausmaß des Wasser-Problems in der Heckkabine war bisher nicht bekannt, da es weder in der Karibik noch auf dem Weg ins Vereinigte Königreich so stark und dauerhaft goss. Die Luftfeuchtigkeit im Boot ist so hoch, dass wir kaum noch Dinge trocken bekommen.
Um mal das Regenwetter zu verdeutlichen: Nach dem Duschen wäre man ähnlich nass.
Der Tag startete – wie jeden Morgen – um 8 Uhr. Jupp kochte Tee, Frank schälte sich aus dem Schlafsack, Mattis verhedderte sich beim Anziehen in seiner Hose und Mane stand voller Tatendrang wie ein Duracell-Häschen im Niedergang. So zumindest meine Vorstellung, weil ich wieder als Letzte aus dem Bett gekrochen kam.
Gegen 10 Uhr brachen wir zu einem kleinen Spaziergang zu einem Wasserfall auf. Der Weg war so schön, dass wir immer weiter liefen. Es gab kleine Wasserfälle, Ausblick auf das Meer, viel Matsch, Moos, ein paar Blümchen und viele grüne Pflanzen.
Nach der Wanderung liefen wir noch durch eine große Pfütze, um die Schuhe zu reinigen. So blieb das Boot halbwegs sauber.
Auf dem Weg fanden wir noch eine aufgeblasene Rettungsinsel. Mattis erläuterte den interessierten Männern, wie diese funktioniert, welche Gadgets sie mit sich bringt und wie man dort hinein kommt. Der allgemeine Tenor danach: Lieber kein Seenotfall.
Gegessen wurde bei schönstem Wetter in der Sonne. Dort besuchte uns die sehr zutrauliche Möwe Moni 2.0. Die natürlich ’nicht‘ gefüttert wurde. Schuh und Hose nahm sie an, Knie war doch zu gefährlich.
Den Rückweg zum Boot schafften wir gerade so, bevor es anfing zu hageln (ja, Hagel!). Direkt im Anschluss legten wir ziellos ab. Die Idee ist, möglichst viel Strecke zu machen.
Eine Woche ohne das etwas kaputt geht, gibt es nicht. Aufgrund der Böen scheint die Genua sich aufgerieben zu haben. Nach einem kurzen Regenschauer bauten wir das Ersatzsegel ein, da dies ein längerer Prozess war (Vorstark setzen, Segel einfädeln, Leinen verlegen), kam bereits der nächste längere und stärkere Regenschauer. Laut Mattis echtes Segelfeeling: „Wasser von oben und unten.“ Toll!
Angekommen sind wir schlussendlich in der Duart Bay. Das heutige Wetterspektrum reichte von starkem Regen bis Sonnenschein und Flaute bis Sturmböen von 35 kn.
Spannend war es auch noch, die Fock (das neue Vorsegel) herunterzuholen. Mattis hatte diese bisher erst zweimal genutzt und war sich über den Vorgang des Einholens dieser nicht mehr ganz sicher. So steuerten wir hin und her, das Segel schlug im Wind und der Himmel öffnete seine Schleusen. Auch der Ankerprozess war aufgrund der Böen spannender als gewollt.
Zitat Frank: „Und so geht ein weiterer aufregender Segeltag zu Ende!“ Naja, fast: Abends gab es noch Risotto.