Holyhead

Nachdem Thiemo abgereist war, fingen Lena und ich an, unsere ToDo-Liste für den Tag anzugehen. Während die Wäsche lief, besuchten wir das Hafenbüro, um zu bezahlen und einen Plan für die Abfahrt zu machen.

Der Hafenmeister beriet uns sehr freundlich und ausführlich für unser Ablegemanöver. In Douglas können wir nicht einfach ablegen und losfahren, sondern unser Manöver muss sorgfältig geplant werden. Folgende Dinge müssen wir dabei beachten:

  • ELMY steht falsch herum, da sich das Boot rückwärts nur sehr begrenzt steuern lässt, müssen wir drehen. Dafür ist aber nur sehr wenig Platz.
  • Die Tore des Hafens öffnen nur bei ausreichendem Wasserstand, um das Wasserlevel im Hafen hoch genug zu halten. An diesem Tag von 16:25 – 20:40.
  • Es muss eine Brücke öffnen, diese öffnet nicht während der Rush Hour von 16:45 – 18:00.
  • Die Tiefe des Hafenbeckens reicht nicht zu jeder Zeit aus, um ELMY auf der Stelle zu drehen, daher müssen wir auf höheres Wasser warten. (Ab 16:45 steigt ja dann das Wasser an)

Damit wir ELMY auf der Stelle drehen können, verabschiedeten wir uns also von dem Plan, noch zwischen 16:25 und 16:45 abzulegen. Um 17:45 würden wir das Boot etwas nach vorne bewegen, drehen, dann wieder anlegen, die Brücke anfunken und sobald wir das „go“ haben, losfahren. (Auf dem Weg zur Brücke haben wir kaum Platz und keine Möglichkeit anzuhalten).

Nachdem wir mit der Wäsche fertig fahren, gingen wir noch Joggen, Duschen und Einkaufen.

Gegen 17:45 Uhr starteten wir mit dem Drehmanöver. Das liefen wir ganz langsam angehen um drehten überwiegend über Leinen vom Steg, ohne den Motor zur Hilfe zu nehmen. Nachdem wir alles fertig hatten war es schon 18:20. Also funkten wir die Brücke an und bekamen um 18:45 eine Öffnung. Um 18:40 legten wir ab und fuhren mit minimaler Geschwindigkeit Richtung Brücke, die pünktlich um 18:45 komplett offen war. Danach hatten wir es geschafft. Im Nachhinein fühlte sich alles sehr einfach und entspannt an, allerdings gab es da keinen Raum für Fehler oder schlechte Planung!

Drehen: Lena kontrolliert die Drehung mit Leinen am Pontoon
Drehen: Viel Platz nach vorne haben wir nicht mehr!

Wir segelten an dem Abend dann noch bis Castletown und legten dort an einer Mooring-Boje an. Leider mussten wir feststellen, dass unser Reparaturversuch für den Ruderlagegeber vom Autopiloten nicht erfolgreich war, so dass der Autopilot jetzt nur noch in einem Notmodus funktioniert, der bei leichten Bedingungen einen Kompasskurs halten kann.

Am nächsten Morgen ging es dann zum Morgengrauen um 6 Uhr los. Wir setzen sofort die Segel und ab der Buchtausfahrt konnten wir dann auch schon Segeln. Im Laufe des Tages würde der Wind auf SSW drehen, so dass wir Schwierigkeiten haben würden, es nach Holyhead (genau im Süden) auf direktem Weg zu schaffen. Deswegen segelten wir zunächst so weit nach Westen wie möglich, schon bald drehte der Wind und wir wurden immer mehr auf einen Südkurs gedrückt. Als der Wind noch schwach war, und es absehbar war, dass wir am Abend nicht mehr die gewünschte Richtung fahren konnten, holten wir die Genua ein und motorten eine gute Stunde Richtung Südwesten. Als der Wind dann wieder auffrischte, sah unser Kurs zunächst gut aus. Durch die starken Strömungen landeten wir dann aber Abends ca. 6 Meilen östlich von Holyhead, die wir dann gegen Wind und Welle motorten. In Holyhead warfen wir den Anker, der aber irgendwie nicht so 100% gut hielt. Also machte ich einen Ankeralarm an und wir gingen schlafen.

Am nächsten Morgen versuchten wir dann unser Glück mit dem Ankern erneut. Allerdings auch im dritten Versuch ohne Erfolg. Das ist das erste Mal, dass mir das mit ELMY passiert – der Boden scheint wirklich schlecht zu sein. Also nahmen wir eine Besucher-Boje des lokalen Yachtclubs und wurden dann auch schon bald vom Wassertaxi (inklusive) an Land gebracht.

Dort wanderten wir über den Holy Mountain zum Leuchtturm „South Stack“. Diese Wanderung war landschaftlich sehr schön!

Blick vom Holy Mountain über den Hafen
Blick vom Holy Mountain in die andere Richtung
South Stack Lighthouse mit beeindruckender Brandung

Am nächsten Mittag reiste Lena, bei Regenwetter, ab. Abends kam dann die Sonne raus und damit begann eine Schönwetterperiode die noch einige Zeit halten soll.

Sonnenuntergang am Mooringfeld

Montag erledigte ich noch den Motorservice, in aller ersten Linie musste das Öl von Motor und Getriebe gewechselt werden. Scheinbar reicht der Leerlauf des Motors nicht aus, um den Motor vernünftig auf Betriebstemperatur zu bringen, daher dauerte das Ganze mal wieder viel länger als erwartet (das Öl ist dann sehr dickflüssig und läuft nur langsam). Außerdem ließ sich der Ölfilter kaum lösen und ich muss noch einige Teile des Motors abmontieren, um besseren Zugriff darauf zu haben. Nach ca. 5 Stunden im Motorraum war ich völlig erschöpft, machte mir was zu essen, ging kalt duschen (es war sehr warm) und schlief erstmal 1.5h in der Sonne…

Am Dienstag lief ich bei schönstem Wetter den West Wales Coastal Path in die andere Richtung los. Der Weg war sehr abwechslungsreich, aber nicht ganz so schön, wie die bergige Seite, die wir am Samstag gesehen hatten. Der Weg führte mich über den Deich von Holy Island nach Anglesley Island und dann wieder zurück über eine Brücke nach Holy Island. Dort lief ich noch einige Zeit an der Küste mit schönen, gut besuchten Sandstränden entlang, bevor ich wieder zurück nach Holyhead lief. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Insel sehr schön ist. Nur Holyhead selber ist mit Abstand die häßlichste Stadt in der ich seit langem war.

Holyhead
Schöne Steinstrände an der Nordseite
Und gut besuchte, aber auch schöne, Sandstrände an der Südseite

Am Mittwoch kommt dann Marietta und wir setzen unseren Weg nach Süden fort…