Bootsarbeiten und Pause in Milford Haven

Zwischen der Abreise von Marietta und der Ankunft von Martin lag etwa eine Woche. Zur Erinnerung: Martin wird der neue Eigner von ELMY sein, mit ihm werde ich noch zur französischen Atlantikküste segeln, bevor ich dann von dort wieder nach Hause fahre.

Für diese Woche lag eine längere ToDo-Liste vor mir. Neben den üblichen Punkten bei Crewwechseln – wie waschen, putzen, aufräumen – standen noch einige Reparaturen und das Sortieren meines Krams (was bleibt auf ELMY, was nehme ich mit) auf der Liste.

Den Artikel habe ich in Bootsarbeiten und Freizeit getrennt, falls euch eins von beiden nicht interessiert, könnt ihr das so einfach überspringen.

Bootsarbeiten

Am Dienstag stellte ich morgen zunächst fest, dass ich keinen Landstrom mehr habe. Wie schon in Oban flog die Sicherung am Steg raus, sobald ich das Kabel einsteckte, auch wenn das Boot gar nicht angeschlossen war. Also holte mein Multimeter raus und maß den Widerstand zwischen den Leitungen, der im Prinzip nahe unendlich (im Megaohmbereich) liegen sollte. Zwischen den Leitungen war der Widerstand aber nur einige Kiloohm, was definitiv zu wenig ist und ohne Sicherung zur Erhitzung des Kabels und in Folge zu einem Kurzschluss führen könnte – gut, dass die Sicherung am Steg rausfliegt! Im Verdacht hatte ich eigentlich die Schukobuchse am Bootsende des Kabels, da diese nicht mehr so gut aussah. Da ich diese aber nicht abbekam, öffnete ich den Stecker, den man an Land einsteckt. Beim Öffnen war deutlich zu sehen, dass eine Menge Rost im Stecker war. Nach dem Abbauen des Steckers konnte ich den Stecker und das Kabel+Buchse getrennt messen und das Problem eindeutig auf den gerosteten Stecker zurückführen. Also bestellte ich bei Amazon einen neuen.

Viel Rost am wasserdichten (IP67) Stecker

Da ich den örtlichenen Marineelektronikfachmann leider nicht erreichen konnte, beschloss ich das Autopilotproblem nochmal selbst anzugehen. Beim Öffnen des Autopilotencomputers wurde mir sehr schnell klar, warum die Kupplung nicht mehr aktiviert wird: Der Stecker (innen im Gehäuse) hatte sich gelöst. Also wieder eingesteckt und getestet: Es funktioniert! Problem 1/3 behoben! Für die Ruderlagegeber brauchte ich noch ein weiteres Messgerät, da er mit einem Frequenzsignal funktioniert, also kam zu meiner Amazonbestellung noch ein billiges Oszilloskop dazu.

Am Mittwoch Mittag kam meine Bestellung dann auch schon an, ich mag Amazon zwar nicht so, aber die Möglichkeit am nächsten Tag etwas in einem Laden abholen zu können (wenn man keine Adresse hat!), ist einfach unschlagbar.

Mit dem Oszilloskop konnte ich dann den Ruderlagegeber nochmal kalibrieren und sehen, dass er eindeutig grundsätzlich funktioniert. Nun konnte ich auch wieder sehen, dass das Signal auf dem Bus wieder sichtbar ist. Trotzdem funktionierte es erst nach der langen Suche nach einer versteckten Einstellung erst wieder. Danach konnte ich die „Dockside“-Kalibrierungen endlich erfolgreich durchführen. Ob alles wirklich wieder richtig funktioniert, wird dann der erste Seatrial zeigen… Jetzt stellte sich noch die Frage: Warum gab es überhaupt ein Problem? Meine Vermutung war, dass der Stecker vom Ruderlagegeber auch etwas lose war und so einen Wackelkontakt verursacht hat. Alle weiteren Probleme sind wahrscheinlich durch die Reparaturversuche entstanden…

Das Oszilloskop im Einsatz
Man sieht wieder den Ruderwinkel (10° nach Backbord)

Die andere Autopiloten: Gertrud

Wie ihr euch vielleicht erinnert, ist Gertrud auf der Atlantiküberquerung ausgestiegen und der Reparaturversuch in Oban war leider nur kurz „erfolgreich“. Seitdem versuchte ich einen passenden Zahnriemen aufzutreiben. Nach langer Recherche für den Passenden (das genaue Modell gibt es nicht mehr), bestellte ich ihn zu Lena. Als Lena dann da war, mussten wir leider feststellen, dass der falsche Zahnriemen geliefert worden ist. Also habe ich der niederländischen Firma geschrieben und gebeten, die richtigen Zahnriemen nochmal zu Martin zu schicken. Die neuen Zahnriemen wurden auch prompt verschickt – zu Lena! Also schickte Lena sie bei Rückkehr weiter zu Martin, wo sie bis Mittwoch (nach 8 Tagen) immer noch nicht ankamen. Daher bestellte ich nochmal einen aus UK hier zu Marina. Donnerstag kamen dann alle, also auch bei Martin, an. Naja, so konnte den Einbau schonmal direkt erledigen. Dieser lief völlig problemlos und Gertrud tut wieder. Bevor ich das Projekt als erfolgreich deklariere, muss ein Test auf See und mit Welle aber erstmal zeigen, dass der Autopilot auch einige Belastung abkann.

Freizeit

Die Woche in Milford Haven war vom Wetter her sehr abwechslungsreich. Die guten Zeit hab ich für Spaziergänge genutzt, an den wechselhaften Tagen habe ich mal ein gutes Zeitfenster zum Laufen gesucht.

Milford Haven ist absolut industriegeprägt, auch die Häuser sehen klassisch nach einer Arbeitervorstadt aus. Die Landschaft ist sehr schön, daher gibt es immer mal wieder nette Ecken.

ELMY im Hafen
Eine sehr schöne Ecke
Ein typischer Strand….

Am Samstag war es den ganzen Tag schön angesagt, also machte ich eine längere Wanderung entlang des West Wales Coastal Path. Leider gibt es hier keinen ÖPNV mehr weiter in Richtung Kap, so dass ich den selben Weg hin- und zurück gehen musste. Nach einiger Zeit ging der Weg allerdings Mitten durch einen trocken fallendes Gebiet und war nur 2.5h vor und nach Niedrigwasser begehbar. So bin ich tatsächlich auf der Seeseite von einem Segelboot vorbei gelaufen!

„Nicht schlimm“ dachte ich mir, „dann geh ich halt die Hochwasseralternativroute zurück.“. Das war eine dumme Idee. Die Route führte leider 6km über Landstraßen außen herum und war somit sehr nervig zu gehen und überhaupt nicht schön. Da ich meine Fitness etwas überschätzt hatte, kam ich dann nachmittags völlig erschöpft am Boot wieder an.

Wunderschöner Strand

Am Dienstag kam dann Martin und ab jetzt geht es dann weiter Richtung Frankreich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert