Nachdem ich Marietta nachmittags vom Hafen abholte, legten wir relativ schnell noch ab, um auf der anderen Seite der Bucht zu ankern. Leider ist die Bucht sehr langsam ansteigend, so dass wir doch etwas weit draußen lagen und leicht von den Wellen durchgeschaukelt wurden. Das hinderte Marietta aber nicht daran in den Mast zu steigen, um das Ankerlicht wieder anzubringen.
Am nächsten Tag ließen wir es bewusst langsam angehen, damit wir nicht zu früh unterwegs waren. Ab 11 Uhr sollte die Strömung drehen und uns nach Süden begleiten. Das funktionierte nicht ganz wie geplant, aber mit etwa einer Stunde Verspätung hatten wir dann eine schnelle Fahrt bei angenehmen Windbedingungen.
Leider mussten wir noch feststellen, dass der Autopilot einen weiteren Fehler „angehäuft“ hat: Die Kupplung zwischen Autopilot und Steuerrad wird nicht mehr geschlossen. Nach ein paar Versuchen stellten wir fest, dass kein Strom an der Kupplung ankommt. Da wir zwischenzeitlich eigentlich nur viele verschiedene Einstellungen probiert hatten, vermuteten wir den Fehler dort und spielten einige Zeit ohne Erfolg in den Einstellungen herum. Eine lange Strecke ganz ohne Autopilot ist ziemlich nervig, also verkabelte ich die Kupplung kurzerhand neu an einem Schalter. Jetzt muss man also zur Bedienung des Autopiloten noch zusätzlich die Kupplung einschalten.
Freitag stand die längste Etappe von etwa 50sm auf dem Plan. Da diese Strecke zu weit ist, um mit den 6-stündigen Tidenzyklen zu fahren, legten wir einfach morgens ab und machten morgens nur 3-5kn Fahrt. Immer wenn der Wind etwas nachließ, schalteten wir den Motor einige Zeit zur Unterstützung an. Unterwegs hatten wir noch Besuch von einigen Delfinen. Gegen Nachmittag drehte dann der Strom und der Wind frischte etwas auf, so dass wir mit 6-8kn Richtung Ziel „rasten“. Währenddessen gab es noch einen leckeren Kuchen, den Marietta mitgebracht hatte.
Die auserwählte Bucht erwies sich leider als recht ungemütlich, weil die Welle noch seitlich rein drehte. Also entschieden wir uns noch 10sm weiter in eine bessere Bucht zu fahren.
Der Weg dort hin wurde dann aber wegen entgegenkommendem Strom gegen die mitlaufende Welle sehr schaukelig und langsam. Daher kamen wir dann erschöpft gegen halb 9 im Dunkeln in der Bucht an. Da wir noch draußen sitzen blieben, nutze eine Robbe noch die Chance, mir kurz mit einem Schniefen zum Geburtstag zu gratulieren.
Nach der Erfahrung vom Vortag planten wir unsere nächste Fahrt sehr genau, da sie zunächst durch den Ramsey Sound geht, der etwa 500m breit ist und mit Strömungen bis 6kn als gefährlich gilt. Da es keine Strömungstabelle für den Sound gibt, musste man sich aus den umliegenden Strom- und Tideninformationen ein Bild machen. Die Durchfahrt war dann völlig unspektakulär und wir Fragen uns, ob das am guten Timing lag, oder ob alles gar nicht so dramatisch ist?
Danach ankerten wir in einer wunderschönen Bucht. Dort machten wir, nach dem Mittagessen, das Beiboot fertig und paddelten an Land.
An Land angekommen, zogen wir das Dinghi 100m über den Sandstrand, damit es bei höherem Wasserstand noch da ist. Hier gibt es etwa 6m Tide. Bei Hochwasser ist der Sandstrand vollständig unter Wasser.
Nachdem wir nochmal die Tidenzeiten geprüft hatten und zufrieden mit der Position des Dinghis waren, machten wir uns auf den Weg, um an der Küste entlang zu wandern.
Von der Küste liefen wir dann noch nach St. David’s und schauten uns den Ort an.
Skomer Island
Die verbleibenden Strecken werden nun etwas kleiner und wir segelten 2-3h weiter nach Süden in den North Haven von Skomer Island. Nach Rücksprache mit den Rangern – die Insel ist komplett unter Naturschutz – legten wir an einer Boje an. Bei etwas ungemütlichen Bedigungen (die Bucht ist nach Norden geöffnet, von dort kamen auch Wind und Welle), paddelten wir rüber zum Anleger und sicherten dort das Dinghi. Kurz nach unserer Ankunft wurden wir auch schon von einem Ranger begrüßt, bekamen eine Einweisung über die Regeln, Wanderwege und Vogelarten auf der Insel und bezahlten unsere landing fee. Anschließend liefen wir über die Insel. Wir waren übrigens die einzigen Gäste an diesem Tag.
Auf der Insel sahen wir tatsächlich mehr Kaninchen als Vögel. Leider lagen auch sehr viele tote Manx Shearwaters auf dem Weg. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass das überwiegend natürlich durch Jagd passiert. Allerdings gibt es auch eine Krankheit, die noch genauer untersucht wird.
Als wir wieder ans Dinghi kamen, waren wir etwas beeindruckt von dem Anleger. Aufgrund der großen Tiden erstrecken sich die Autoreifen über etwa 6m Höhe mit Stufen um die verschiedenen Ebenen zu erreichen. Wir hatten zum Glück gut geplant und das Dinghi war noch da, unbeschädigt und gut zu erreichen.
Zurück am Boot legten wir schnell ab und segelten noch einmal um die Insel in den South Haven. Dort lagen wir vor Anker deutlich besser geschützt (man hätte von hier nicht an Land gekonnt). Den Abend und die ganze Nacht über konnten wir hier die Geräusche von Robben und Vögeln genießen.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Milford Haven. Sobald wir wieder Handyempfang hatten reservierten wir einen Platz in der Marina. Um bei jeder Tide erreichbar zu sein und das Wasserlevel in der Marina zu halten, gibt es hier wieder eine Schleuse. Aufgrund von Arbeiten mussten wir noch einige Zeit am Wartesteg anhalten. Dann durften wir in die Schleuse, machten fest und wurden quasi mit dem Aufzug in die Marina gebracht. In dieser Schleuse war ein schwimmender Pontoon, an dem man fest macht. Daher braucht man keine Leinen mitzuführen und hat keine Probleme mit den Fendern an der Wand – sehr praktisch! Wir legten in der Marina an, aßen noch kurz zu Mittag und dann machte sich Marietta mit dem Zug auf den Weg nach London.