Überführung nach La Rochelle

Nachdem Martin anreiste, machten wir uns auch bald auf den Weg, um uns einen frühen Start am nächsten Morgen zu ermöglichen. Dazu nutzen wir das Nachmittagshochwasser, um, nach einem kurzen Tankstopp, die offene Schleuse nehmen zu können. Nach etwa 4sm Fahrt ankerten wir vor Dale.

Segeln nach Dale

Am nächsten Morgen ging es dann früh los. Wir hatten die ganze Zeit einen guten Raumwindkurs mit ausreichend Wind und angenehmer Welle. Immer wieder kamen Delfine vorbei und sprangen ums Boot herum. Ursprünglich wollten wir eigentlich „nur“ die 120sm bis zu den Isles of Scilly fahren, um dort auf das nächste Wetterfenster zu warten. In den Vorhersagen sah es allerdings sehr schlecht für die anschließende Woche aus. Wir entschieden uns also, direkt durchzufahren (und damit zwei Nächte unterwegs zu sein).

Delfine werden nie langweilig

Den nächsten Handyempfang gegen 2 Uhr morgens bei Land’s End nutzten wir, um die Formalitäten der Aus- und Einreise zu klären, da wir somit spontan UK verlassen würden. Das stellte sich für Frankreich als etwas kompliziert heraus, da man eigentlich erst einen Platz in einer Marina braucht und dann 24h vorher ein Formular für den Zoll abschicken muss. Wir schickten beide Anfragen zusammen an einen Hafen und hofften, dass es klappt.

Übrigens waren die Nächte erheblich wärmer als bei der Atlantiküberquerung. Das Wasser hat mittlerweile eine Temperatur von ca. 15°C und es ist fast 24h am Tag 14°C warm. Das machte die Nachtfahrten (vor allem zu zweit) deutlich angenehmer.

Endlich wieder schönes Wetter bei Nachtfahrten

Die Bedingungen bei der Überfahrt über den Ärmelkanal waren weiterhin sehr angenehm. Man konnte aber zwischendurch immer mal wieder merken, warum er durchaus für gefährliche Bedingungen bekannt ist. Immer wenn die Tidenströmung gegen die Wellen drehte, wurde es für eine Zeit deutlich ungemütlicher.

Viel los im Ärmelkanal

Unterwegs hatten wir dann noch das Problem, dass der Generator einfach ausging. Unsere Ursachensuche führte uns zum Dieselfilter, der wieder völlig verstopft war – die Dieselpest ist zurück. Martin nahm’s sehr sportlich, freute sich über meine Erfahrung und tauschte den Filter. Danach funktionierte es wieder – wer weiß wie lang. Da Martin aber sowieso in La Rochelle einen neuen Tank einbauen lassen will, ist das jetzt nicht so dramatisch. Bis dahin fahren wir in kritischen Situationen (Hafen) wieder aus einem Kanister, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Mitten in der nächsten Nacht kamen wir dann in französischer Handyempfangsnähe an. Leider hatten wir keine Antwort vom Hafen bekommen. Damit wir nicht die ganze Nacht darauf warten mussten, dass das Hafenbüro aufmacht, beschlossen wir kurzerhand nach Brest weiterzufahren und auf dem Weg dorthin, am nächsten Morgen, alles telefonisch zu klären.

Da unser Wetterfenster, wie vorhergesagt, gegen Mitternacht endete, mussten wir einen Teil der verbleibenden Strecke gegen den Wind ankreuzen. Den nötigen Umweg nutzten wir, um in der Nacht ausreichend Abstand von den vorgelagerten Riffen zu halten. Die Neumondnacht war sternenklar und so verbrachte ich den größten Teil meiner Schichten damit, die Sterne anzuschauen.

Am nächsten Morgen rief Martin dann in Brest an und alles war ganz unkompliziert. Also legten wir gegen 14 Uhr im Hafen an und klarierten ein, was völlig ohne Probleme lief. („ELMY? Yes we’ve got the mail. Everything ok.“)

Ankunft in Brest

Brest

In Brest gingen wir abends noch etwas müde bei einem Italiener Pizza essen. Typisch französisch ;-). Am nächsten Tag schauten wir uns Brest an, bevor abends ein Tiefdruckgebiet mit Regen durchzog. Nachdem dieses vorüber war, konnten wir dann am Sonntagmorgen wieder ablegen.

Der Hafen von Brest
Die Innenstadt weckt irgendwie Erinnerungen an das alte Karlsruhe
Blick zurück aus der Seilbahn, die…
… zu einem alten Industriegebäude führt, in dem Ausstellungen, Geschäfte und eine Kletterhalle sind.
Direkt neben dem Marinestützpunkt findet sich ein hübsches Sträßchen
Mit einem kleinen angelegten Park
Und dieser skurrilen Sackgasse

Während dieser Zeit tobte im Atlantik der Hurrikan Kirk, dessen Überreste gegen Mittwoch in der Biskaya ankommen sollten. Da die Wettermodelle sich mittlerweile darauf zu einigen schienen, dass der Sturm eher südlicher trifft, beschlossen wir, nur bis Lorient weiter zu fahren. Um nicht so viel nachts fahren zu müssen, planten wir einen Zwischenstopp auf der Îles de Glénon. Vorher mussten wir aber noch am Pointe du Raz vorbei. Während der Anfahrt fiel uns auf, dass wir diese Stelle bei der Routenplanung nicht beachtet hatten, sie aber mit 4kn Strömung durchaus spannend werden würde. Da wir geplant hatten dieses Stück gegen den Wind, ca. 10-15kn und 1.5m Welle zu motoren, schien uns das fast unmöglich. Wir motoren etwa mit 4kn gegen Wind und Welle. Also drehten wir ab und akzeptierten, dass wir die 25sm extra außen um das Riff fahren mussten. Allerdings drehte der Wind nach etwa einer Stunde auf Westen, sodass wir zum Umkehren gezwungen wurden. Also versuchten wir doch unser Glück durch die Passage zwischen dem Pointe und dem vorgelagerten Riff. Mit nun etwas nachlassender Strömung, Wind von der Seite und zusätzlicher Motorunterstützungen schafften wir es auch noch 2-3 kn Fahrt zu machen! Dabei wurden wir von der extrem unruhigen See völlig durch die Gegend geschubst und ständig spritzte Wasser über das ganze Boot. Alles kein Problem für ELMY, aber bei schlechten Bedingungen möchte man eine solche Passage wirklich nicht machen! Einige Stunden später als geplant, gegen Mitternacht, kamen wir dann an der Insel an, warfen den Anker und gingen schlafen.

Am nächsten Morgen konnten wir die schöne Bucht sehen und verstanden, warum es hier in der Hochsaison völlig überlaufen ist. Jetzt im Oktober waren wir allein.

Die Bucht am nächsten Morgen

Schon auf dem Weg nach Lorient begegneten wir mehreren Imocas, das ist die Klasse von Rennsegelyachten die aktuell bei vielen Hochseeregatten, wie dem Ocean Race und der Vendée Globe antreten. Die nächste Vendée Globe, eine Einhandregatta um die Welt, startet Mitte November in Les Sables-d’Olonne ganz in der Nähe. In Lorient liegen die meisten Imocas, wenn sie gerade nicht um die Welt segeln.

Eine Imoca

Gegen Mittag kamen wir in Lorient an und legten im Port Du Kernével an.

Fort an der Einfahrt nach Lorient

Lorient

ELMY sicher am Steg
Zwei Imocas liegen auch bei uns im Hafen.

Am nächsten Tag liefen wir nach Lorient. Zunächst führte der Weg sehr schön am Ufer entlang zu La Base. Danach mussten wir durch ein Industriegebiet in die Innenstadt, die ganz ok war – aber auch nicht mehr.

Wracks am Strand
Blick rüber nach La Base, eher rechts kann man die Seaexplorer von Boris Herrmann in schwarz, blau, gelb sehen.

Auf dem Rückweg besuchten wir dann noch La Base. Boris haben wir leider nicht getroffen.

Leider nur Foils, keine Segelstars zu sehen 😉

Dann besuchten wir noch das Segelmuseum. Fazit: ganz nett, aber eher an Nicht-Segler ausgerichtet. Für uns gab es nicht viel Neues…

Nach einem regnerischen Tag mit einigen Boots-ToDos ging es dann am Donnerstag morgen um 6 Uhr weiter Richtung La Rochelle.

Zum Sonnenaufgang sind wir bereits auf See

Dort müssen wir bis Freitag um 12:15 Uhr ankommen, da die Tore des Hafens 2.5h nach dem Hochwasser schließen, um den Wasserstand im Hafen zu halten. Die Windvorhersage versprach eher wenig Wind und den auch viel genau von hinten. So bereiteten wir uns auf einige Motorstunden vor und schlossen während wir segelten den Motor wieder an den Haupttank an, da der Diesel im Kanister für die weite Strecke nicht ausreichen würde.

Vorbei an einem großen Windpark
Ein kurzer Schauer zieht durch, wir können uns über das Wetter aber nicht beschweren!

Bei ca. 12-14 kn Wind genau von hinten, kamen wir bei hoher, aber sehr gemütlicher, langer Atlantikwelle die ganze Zeit etwas langsamer voran als geplant. Aber wir konnten Segeln! Erst gegen 6 Uhr morgens starteten wir den Motor und konnten bei leichtem Seitenwind bei Motorsegeln sehr schnell voran kommen und so die verlorene Zeit wieder locker aufholen.

La Rochelle

So kamen wir pünktlich in La Rochelle an.

Einfahrt nach La Rochelle

In La Rochelle machte ich mich direkt daran meine Rückfahrt zu organisieren. Da ich keine Lust hatte 10h Auto zu fahren, kaufte ich mir Umzugskartons, packte meine Sachen und schickte sie per UPS nach Ettlingen. Wenn die Kartons ankommen, war das eine sehr bequeme Art meinen Kram nach Deutschland zu bekommen, auch wenn ich mit der Sackkarre einmal durch die Innenstadt musste. Es kamen Erinnerung an die Aktion mit der Rettungsinsel auf – der Weg war aber diesmal deutlich freundlicher.

Danach blieb mir noch ein Tag, um das wunderschöne La Rochelle zu besuchen. Zum Abschluss meiner Reise mit Abstand die schönste Stadt der ganzen Tour!

La Rochelle ist um den Hafen herum gebaut, hat große Bereiche ohne Autos und die höchste Restaurant- und Cafédichte, die ich je gesehen hab. Definitiv ein Besuch wert!

La Poste
Der hintere der beiden Leuchttürme, die als Richtfeuer die Hafeneinfahrt markieren
Einige dieser Boot sind über 100 Jahre alt
Die Hafeneinfahrt für das älteste Becken
Blick über das Hafenbecken zur Innenstadt
Einen Strand hat La Rochelle auch
Und einen Park / Zoo, falls man mal eine Pause vom Kaffeetrinken braucht
Mode für Katze und Hund
Nochmal Hafen und ganz viele Cafés zum Schluss

Am Sonntag Morgen nahm ich dann den TGV nach Hause, nach einem Umstieg in Paris befinde ich mich gerade schon im Zug nach Karlsruhe.

Damit endet auch meine Reise. Vielen Dank fürs Verfolgen, Lesen und Mitfiebern!

P.S.: Vielleicht kommen in den nächsten 1-2 Wochen noch ein, zwei Artikel… (die 2 Wochen Bahamas fehlen noch 😂). Mal schauen….

Bootsarbeiten und Pause in Milford Haven

Zwischen der Abreise von Marietta und der Ankunft von Martin lag etwa eine Woche. Zur Erinnerung: Martin wird der neue Eigner von ELMY sein, mit ihm werde ich noch zur französischen Atlantikküste segeln, bevor ich dann von dort wieder nach Hause fahre.

Für diese Woche lag eine längere ToDo-Liste vor mir. Neben den üblichen Punkten bei Crewwechseln – wie waschen, putzen, aufräumen – standen noch einige Reparaturen und das Sortieren meines Krams (was bleibt auf ELMY, was nehme ich mit) auf der Liste.

Den Artikel habe ich in Bootsarbeiten und Freizeit getrennt, falls euch eins von beiden nicht interessiert, könnt ihr das so einfach überspringen.

Bootsarbeiten

Am Dienstag stellte ich morgen zunächst fest, dass ich keinen Landstrom mehr habe. Wie schon in Oban flog die Sicherung am Steg raus, sobald ich das Kabel einsteckte, auch wenn das Boot gar nicht angeschlossen war. Also holte mein Multimeter raus und maß den Widerstand zwischen den Leitungen, der im Prinzip nahe unendlich (im Megaohmbereich) liegen sollte. Zwischen den Leitungen war der Widerstand aber nur einige Kiloohm, was definitiv zu wenig ist und ohne Sicherung zur Erhitzung des Kabels und in Folge zu einem Kurzschluss führen könnte – gut, dass die Sicherung am Steg rausfliegt! Im Verdacht hatte ich eigentlich die Schukobuchse am Bootsende des Kabels, da diese nicht mehr so gut aussah. Da ich diese aber nicht abbekam, öffnete ich den Stecker, den man an Land einsteckt. Beim Öffnen war deutlich zu sehen, dass eine Menge Rost im Stecker war. Nach dem Abbauen des Steckers konnte ich den Stecker und das Kabel+Buchse getrennt messen und das Problem eindeutig auf den gerosteten Stecker zurückführen. Also bestellte ich bei Amazon einen neuen.

Viel Rost am wasserdichten (IP67) Stecker

Da ich den örtlichenen Marineelektronikfachmann leider nicht erreichen konnte, beschloss ich das Autopilotproblem nochmal selbst anzugehen. Beim Öffnen des Autopilotencomputers wurde mir sehr schnell klar, warum die Kupplung nicht mehr aktiviert wird: Der Stecker (innen im Gehäuse) hatte sich gelöst. Also wieder eingesteckt und getestet: Es funktioniert! Problem 1/3 behoben! Für die Ruderlagegeber brauchte ich noch ein weiteres Messgerät, da er mit einem Frequenzsignal funktioniert, also kam zu meiner Amazonbestellung noch ein billiges Oszilloskop dazu.

Am Mittwoch Mittag kam meine Bestellung dann auch schon an, ich mag Amazon zwar nicht so, aber die Möglichkeit am nächsten Tag etwas in einem Laden abholen zu können (wenn man keine Adresse hat!), ist einfach unschlagbar.

Mit dem Oszilloskop konnte ich dann den Ruderlagegeber nochmal kalibrieren und sehen, dass er eindeutig grundsätzlich funktioniert. Nun konnte ich auch wieder sehen, dass das Signal auf dem Bus wieder sichtbar ist. Trotzdem funktionierte es erst nach der langen Suche nach einer versteckten Einstellung erst wieder. Danach konnte ich die „Dockside“-Kalibrierungen endlich erfolgreich durchführen. Ob alles wirklich wieder richtig funktioniert, wird dann der erste Seatrial zeigen… Jetzt stellte sich noch die Frage: Warum gab es überhaupt ein Problem? Meine Vermutung war, dass der Stecker vom Ruderlagegeber auch etwas lose war und so einen Wackelkontakt verursacht hat. Alle weiteren Probleme sind wahrscheinlich durch die Reparaturversuche entstanden…

Das Oszilloskop im Einsatz
Man sieht wieder den Ruderwinkel (10° nach Backbord)

Die andere Autopiloten: Gertrud

Wie ihr euch vielleicht erinnert, ist Gertrud auf der Atlantiküberquerung ausgestiegen und der Reparaturversuch in Oban war leider nur kurz „erfolgreich“. Seitdem versuchte ich einen passenden Zahnriemen aufzutreiben. Nach langer Recherche für den Passenden (das genaue Modell gibt es nicht mehr), bestellte ich ihn zu Lena. Als Lena dann da war, mussten wir leider feststellen, dass der falsche Zahnriemen geliefert worden ist. Also habe ich der niederländischen Firma geschrieben und gebeten, die richtigen Zahnriemen nochmal zu Martin zu schicken. Die neuen Zahnriemen wurden auch prompt verschickt – zu Lena! Also schickte Lena sie bei Rückkehr weiter zu Martin, wo sie bis Mittwoch (nach 8 Tagen) immer noch nicht ankamen. Daher bestellte ich nochmal einen aus UK hier zu Marina. Donnerstag kamen dann alle, also auch bei Martin, an. Naja, so konnte den Einbau schonmal direkt erledigen. Dieser lief völlig problemlos und Gertrud tut wieder. Bevor ich das Projekt als erfolgreich deklariere, muss ein Test auf See und mit Welle aber erstmal zeigen, dass der Autopilot auch einige Belastung abkann.

Freizeit

Die Woche in Milford Haven war vom Wetter her sehr abwechslungsreich. Die guten Zeit hab ich für Spaziergänge genutzt, an den wechselhaften Tagen habe ich mal ein gutes Zeitfenster zum Laufen gesucht.

Milford Haven ist absolut industriegeprägt, auch die Häuser sehen klassisch nach einer Arbeitervorstadt aus. Die Landschaft ist sehr schön, daher gibt es immer mal wieder nette Ecken.

ELMY im Hafen
Eine sehr schöne Ecke
Ein typischer Strand….

Am Samstag war es den ganzen Tag schön angesagt, also machte ich eine längere Wanderung entlang des West Wales Coastal Path. Leider gibt es hier keinen ÖPNV mehr weiter in Richtung Kap, so dass ich den selben Weg hin- und zurück gehen musste. Nach einiger Zeit ging der Weg allerdings Mitten durch einen trocken fallendes Gebiet und war nur 2.5h vor und nach Niedrigwasser begehbar. So bin ich tatsächlich auf der Seeseite von einem Segelboot vorbei gelaufen!

„Nicht schlimm“ dachte ich mir, „dann geh ich halt die Hochwasseralternativroute zurück.“. Das war eine dumme Idee. Die Route führte leider 6km über Landstraßen außen herum und war somit sehr nervig zu gehen und überhaupt nicht schön. Da ich meine Fitness etwas überschätzt hatte, kam ich dann nachmittags völlig erschöpft am Boot wieder an.

Wunderschöner Strand

Am Dienstag kam dann Martin und ab jetzt geht es dann weiter Richtung Frankreich.

Wo sind wir langgefahren? – ELMY’s Track

Ich habe gerade mal den Track von ELMY vom Plotter heruntergeladen und online gestellt.

Hier könnt ihr den Track auf einer Karte sehen: https://mattis-online.de/track/gpx_view/ELMY.html

Leider haben wir das wohl in Antigua neu gestartet, so dass ein Teil der Strecke fehlt.

Der Track besteht aus einem Punkt jede Seemeile. In engen Bereichen kann es also schonmal so aussehen, als wären wir über Land gefahren. Sind wir natürlich nicht 😉

Entlang der Westküste von Wales

Nachdem ich Marietta nachmittags vom Hafen abholte, legten wir relativ schnell noch ab, um auf der anderen Seite der Bucht zu ankern. Leider ist die Bucht sehr langsam ansteigend, so dass wir doch etwas weit draußen lagen und leicht von den Wellen durchgeschaukelt wurden. Das hinderte Marietta aber nicht daran in den Mast zu steigen, um das Ankerlicht wieder anzubringen.

Am nächsten Tag ließen wir es bewusst langsam angehen, damit wir nicht zu früh unterwegs waren. Ab 11 Uhr sollte die Strömung drehen und uns nach Süden begleiten. Das funktionierte nicht ganz wie geplant, aber mit etwa einer Stunde Verspätung hatten wir dann eine schnelle Fahrt bei angenehmen Windbedingungen.

Endlich wieder eine schönere Bucht als Holyhead!
Wir ankerten in der großen Bucht in der Mitte

Leider mussten wir noch feststellen, dass der Autopilot einen weiteren Fehler „angehäuft“ hat: Die Kupplung zwischen Autopilot und Steuerrad wird nicht mehr geschlossen. Nach ein paar Versuchen stellten wir fest, dass kein Strom an der Kupplung ankommt. Da wir zwischenzeitlich eigentlich nur viele verschiedene Einstellungen probiert hatten, vermuteten wir den Fehler dort und spielten einige Zeit ohne Erfolg in den Einstellungen herum. Eine lange Strecke ganz ohne Autopilot ist ziemlich nervig, also verkabelte ich die Kupplung kurzerhand neu an einem Schalter. Jetzt muss man also zur Bedienung des Autopiloten noch zusätzlich die Kupplung einschalten.

Freitag stand die längste Etappe von etwa 50sm auf dem Plan. Da diese Strecke zu weit ist, um mit den 6-stündigen Tidenzyklen zu fahren, legten wir einfach morgens ab und machten morgens nur 3-5kn Fahrt. Immer wenn der Wind etwas nachließ, schalteten wir den Motor einige Zeit zur Unterstützung an. Unterwegs hatten wir noch Besuch von einigen Delfinen. Gegen Nachmittag drehte dann der Strom und der Wind frischte etwas auf, so dass wir mit 6-8kn Richtung Ziel „rasten“. Währenddessen gab es noch einen leckeren Kuchen, den Marietta mitgebracht hatte.

Die auserwählte Bucht erwies sich leider als recht ungemütlich, weil die Welle noch seitlich rein drehte. Also entschieden wir uns noch 10sm weiter in eine bessere Bucht zu fahren.

Wir fahren weiter an der Küste entlang.

Der Weg dort hin wurde dann aber wegen entgegenkommendem Strom gegen die mitlaufende Welle sehr schaukelig und langsam. Daher kamen wir dann erschöpft gegen halb 9 im Dunkeln in der Bucht an. Da wir noch draußen sitzen blieben, nutze eine Robbe noch die Chance, mir kurz mit einem Schniefen zum Geburtstag zu gratulieren.

Nach der Erfahrung vom Vortag planten wir unsere nächste Fahrt sehr genau, da sie zunächst durch den Ramsey Sound geht, der etwa 500m breit ist und mit Strömungen bis 6kn als gefährlich gilt. Da es keine Strömungstabelle für den Sound gibt, musste man sich aus den umliegenden Strom- und Tideninformationen ein Bild machen. Die Durchfahrt war dann völlig unspektakulär und wir Fragen uns, ob das am guten Timing lag, oder ob alles gar nicht so dramatisch ist?

Danach ankerten wir in einer wunderschönen Bucht. Dort machten wir, nach dem Mittagessen, das Beiboot fertig und paddelten an Land.

Wir liegen an einem Traumstrand!

An Land angekommen, zogen wir das Dinghi 100m über den Sandstrand, damit es bei höherem Wasserstand noch da ist. Hier gibt es etwa 6m Tide. Bei Hochwasser ist der Sandstrand vollständig unter Wasser.

Nachdem wir nochmal die Tidenzeiten geprüft hatten und zufrieden mit der Position des Dinghis waren, machten wir uns auf den Weg, um an der Küste entlang zu wandern.

Auch von oben ist der Strand malerisch bei türkisblauen Wasser!
Dieser Hafen fällt komplett trocken.

Von der Küste liefen wir dann noch nach St. David’s und schauten uns den Ort an.

Die Kathedrale von St. David’s
Hinter der Kathredale ist noch ein historischer Bischofssitz
Wunderschöne Küste!

Skomer Island

Die verbleibenden Strecken werden nun etwas kleiner und wir segelten 2-3h weiter nach Süden in den North Haven von Skomer Island. Nach Rücksprache mit den Rangern – die Insel ist komplett unter Naturschutz – legten wir an einer Boje an. Bei etwas ungemütlichen Bedigungen (die Bucht ist nach Norden geöffnet, von dort kamen auch Wind und Welle), paddelten wir rüber zum Anleger und sicherten dort das Dinghi. Kurz nach unserer Ankunft wurden wir auch schon von einem Ranger begrüßt, bekamen eine Einweisung über die Regeln, Wanderwege und Vogelarten auf der Insel und bezahlten unsere landing fee. Anschließend liefen wir über die Insel. Wir waren übrigens die einzigen Gäste an diesem Tag.

Typische Natur auf Skomer Island
Die Tiere haben hier keine Angst vor Menschen, links ein Vogel, rechts ein Kaninchen.
Ein Manx Shearwater mitten auf dem Weg

Auf der Insel sahen wir tatsächlich mehr Kaninchen als Vögel. Leider lagen auch sehr viele tote Manx Shearwaters auf dem Weg. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass das überwiegend natürlich durch Jagd passiert. Allerdings gibt es auch eine Krankheit, die noch genauer untersucht wird.

Wie ist diese Landschaft wohl entstanden?
Blick über die Insel
Der North Haven mit dem Anleger im Hintergrund

Als wir wieder ans Dinghi kamen, waren wir etwas beeindruckt von dem Anleger. Aufgrund der großen Tiden erstrecken sich die Autoreifen über etwa 6m Höhe mit Stufen um die verschiedenen Ebenen zu erreichen. Wir hatten zum Glück gut geplant und das Dinghi war noch da, unbeschädigt und gut zu erreichen.

Zurück am Boot legten wir schnell ab und segelten noch einmal um die Insel in den South Haven. Dort lagen wir vor Anker deutlich besser geschützt (man hätte von hier nicht an Land gekonnt). Den Abend und die ganze Nacht über konnten wir hier die Geräusche von Robben und Vögeln genießen.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Milford Haven. Sobald wir wieder Handyempfang hatten reservierten wir einen Platz in der Marina. Um bei jeder Tide erreichbar zu sein und das Wasserlevel in der Marina zu halten, gibt es hier wieder eine Schleuse. Aufgrund von Arbeiten mussten wir noch einige Zeit am Wartesteg anhalten. Dann durften wir in die Schleuse, machten fest und wurden quasi mit dem Aufzug in die Marina gebracht. In dieser Schleuse war ein schwimmender Pontoon, an dem man fest macht. Daher braucht man keine Leinen mitzuführen und hat keine Probleme mit den Fendern an der Wand – sehr praktisch! Wir legten in der Marina an, aßen noch kurz zu Mittag und dann machte sich Marietta mit dem Zug auf den Weg nach London.

Holyhead

Nachdem Thiemo abgereist war, fingen Lena und ich an, unsere ToDo-Liste für den Tag anzugehen. Während die Wäsche lief, besuchten wir das Hafenbüro, um zu bezahlen und einen Plan für die Abfahrt zu machen.

Der Hafenmeister beriet uns sehr freundlich und ausführlich für unser Ablegemanöver. In Douglas können wir nicht einfach ablegen und losfahren, sondern unser Manöver muss sorgfältig geplant werden. Folgende Dinge müssen wir dabei beachten:

  • ELMY steht falsch herum, da sich das Boot rückwärts nur sehr begrenzt steuern lässt, müssen wir drehen. Dafür ist aber nur sehr wenig Platz.
  • Die Tore des Hafens öffnen nur bei ausreichendem Wasserstand, um das Wasserlevel im Hafen hoch genug zu halten. An diesem Tag von 16:25 – 20:40.
  • Es muss eine Brücke öffnen, diese öffnet nicht während der Rush Hour von 16:45 – 18:00.
  • Die Tiefe des Hafenbeckens reicht nicht zu jeder Zeit aus, um ELMY auf der Stelle zu drehen, daher müssen wir auf höheres Wasser warten. (Ab 16:45 steigt ja dann das Wasser an)

Damit wir ELMY auf der Stelle drehen können, verabschiedeten wir uns also von dem Plan, noch zwischen 16:25 und 16:45 abzulegen. Um 17:45 würden wir das Boot etwas nach vorne bewegen, drehen, dann wieder anlegen, die Brücke anfunken und sobald wir das „go“ haben, losfahren. (Auf dem Weg zur Brücke haben wir kaum Platz und keine Möglichkeit anzuhalten).

Nachdem wir mit der Wäsche fertig fahren, gingen wir noch Joggen, Duschen und Einkaufen.

Gegen 17:45 Uhr starteten wir mit dem Drehmanöver. Das liefen wir ganz langsam angehen um drehten überwiegend über Leinen vom Steg, ohne den Motor zur Hilfe zu nehmen. Nachdem wir alles fertig hatten war es schon 18:20. Also funkten wir die Brücke an und bekamen um 18:45 eine Öffnung. Um 18:40 legten wir ab und fuhren mit minimaler Geschwindigkeit Richtung Brücke, die pünktlich um 18:45 komplett offen war. Danach hatten wir es geschafft. Im Nachhinein fühlte sich alles sehr einfach und entspannt an, allerdings gab es da keinen Raum für Fehler oder schlechte Planung!

Drehen: Lena kontrolliert die Drehung mit Leinen am Pontoon
Drehen: Viel Platz nach vorne haben wir nicht mehr!

Wir segelten an dem Abend dann noch bis Castletown und legten dort an einer Mooring-Boje an. Leider mussten wir feststellen, dass unser Reparaturversuch für den Ruderlagegeber vom Autopiloten nicht erfolgreich war, so dass der Autopilot jetzt nur noch in einem Notmodus funktioniert, der bei leichten Bedingungen einen Kompasskurs halten kann.

Am nächsten Morgen ging es dann zum Morgengrauen um 6 Uhr los. Wir setzen sofort die Segel und ab der Buchtausfahrt konnten wir dann auch schon Segeln. Im Laufe des Tages würde der Wind auf SSW drehen, so dass wir Schwierigkeiten haben würden, es nach Holyhead (genau im Süden) auf direktem Weg zu schaffen. Deswegen segelten wir zunächst so weit nach Westen wie möglich, schon bald drehte der Wind und wir wurden immer mehr auf einen Südkurs gedrückt. Als der Wind noch schwach war, und es absehbar war, dass wir am Abend nicht mehr die gewünschte Richtung fahren konnten, holten wir die Genua ein und motorten eine gute Stunde Richtung Südwesten. Als der Wind dann wieder auffrischte, sah unser Kurs zunächst gut aus. Durch die starken Strömungen landeten wir dann aber Abends ca. 6 Meilen östlich von Holyhead, die wir dann gegen Wind und Welle motorten. In Holyhead warfen wir den Anker, der aber irgendwie nicht so 100% gut hielt. Also machte ich einen Ankeralarm an und wir gingen schlafen.

Am nächsten Morgen versuchten wir dann unser Glück mit dem Ankern erneut. Allerdings auch im dritten Versuch ohne Erfolg. Das ist das erste Mal, dass mir das mit ELMY passiert – der Boden scheint wirklich schlecht zu sein. Also nahmen wir eine Besucher-Boje des lokalen Yachtclubs und wurden dann auch schon bald vom Wassertaxi (inklusive) an Land gebracht.

Dort wanderten wir über den Holy Mountain zum Leuchtturm „South Stack“. Diese Wanderung war landschaftlich sehr schön!

Blick vom Holy Mountain über den Hafen
Blick vom Holy Mountain in die andere Richtung
South Stack Lighthouse mit beeindruckender Brandung

Am nächsten Mittag reiste Lena, bei Regenwetter, ab. Abends kam dann die Sonne raus und damit begann eine Schönwetterperiode die noch einige Zeit halten soll.

Sonnenuntergang am Mooringfeld

Montag erledigte ich noch den Motorservice, in aller ersten Linie musste das Öl von Motor und Getriebe gewechselt werden. Scheinbar reicht der Leerlauf des Motors nicht aus, um den Motor vernünftig auf Betriebstemperatur zu bringen, daher dauerte das Ganze mal wieder viel länger als erwartet (das Öl ist dann sehr dickflüssig und läuft nur langsam). Außerdem ließ sich der Ölfilter kaum lösen und ich muss noch einige Teile des Motors abmontieren, um besseren Zugriff darauf zu haben. Nach ca. 5 Stunden im Motorraum war ich völlig erschöpft, machte mir was zu essen, ging kalt duschen (es war sehr warm) und schlief erstmal 1.5h in der Sonne…

Am Dienstag lief ich bei schönstem Wetter den West Wales Coastal Path in die andere Richtung los. Der Weg war sehr abwechslungsreich, aber nicht ganz so schön, wie die bergige Seite, die wir am Samstag gesehen hatten. Der Weg führte mich über den Deich von Holy Island nach Anglesley Island und dann wieder zurück über eine Brücke nach Holy Island. Dort lief ich noch einige Zeit an der Küste mit schönen, gut besuchten Sandstränden entlang, bevor ich wieder zurück nach Holyhead lief. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Insel sehr schön ist. Nur Holyhead selber ist mit Abstand die häßlichste Stadt in der ich seit langem war.

Holyhead
Schöne Steinstrände an der Nordseite
Und gut besuchte, aber auch schöne, Sandstrände an der Südseite

Am Mittwoch kommt dann Marietta und wir setzen unseren Weg nach Süden fort…

Isle of Man

Am Samstag Abend reiste Lena nur mit Handtasche an. Das aufgegebene Gepäck hatte den Umstieg in London leider verpasst.
Für die Nacht von Sonntag auf Montag waren Böen in Sturmstärke angesagt, also rief ich in Douglas im Hafen an, ob es vielleicht einen Platz für uns gibt. Der super nette Hafenmeister hatte einen für uns und so legten wir ab, um bei Hochwasser mittags in der Inselhauptstadt anzukommen. Der Hafen in Douglas hat Tore, um das Wasser bei Ebbe im Hafen zu behalten, damit die Boot noch schwimmen. Dafür ist die Ein- und Ausfahrt dann aber nur zwei Stunden vor und nach Hochwasser möglich.

Auf dem Weg nach Douglas


Auf dem Weg nach Douglas nahm der Wind bereits stark zu, so dass wir uns etwas früher im Vorbecken des Hafen einfanden und dort noch auf die Öffnung warteten. Unterwegs hatten wir noch einen kurzen spannenden Moment, da es nach brennenden Gummi roch. Nach einen kurzen Suche nach der Ursache waren wir uns sicher, dass der Geruch von Land herüber trieb. Natürlich passierte das Ganze genau als wir eigentlich gerade reffen wollten….

Als wir dann in den Hafen einfahren durften, wurde noch eine Brücke für uns geöffnet und wir wurden per Funk vom Hafenmeister durch die schmalen Gassen geleitet, bis wir an unserem Steg ankamen.

Douglas Harbour

Danach schauten wir uns nochmal den mittelfristigen Wetterbericht an und stellten fest, dass wir wohl bis Donnerstag fest hängen, da es kaum ein längeres Wetterfenster ohne stürmige Böen gab. Da das Wetter aber sonst recht schön war, gibt es wirklich Schlimmeres.

Am Sonntag erkundeten wir zu Fuß Douglas.

Uferpromenade in Douglas
Die Tram wird noch von Pferden gezogen

Am Montag fuhren wir mit dem Bus (die Isle of Man hat ein ausgezeichnetes Busnetz) nach Laxley und liefen auf den höchsten Gipfel der Insel. Oben kamen leider nur Lena und ich an, da Thiemo unterwegs wegen einer Lebensmittelvergiftung (keine Ahnung warum und warum nur er) umdrehen musste.
Oben angekommen, wollten wir eigentlich die Touristenbahn wieder ins Tal nehmen. Diese war aber außer Betrieb. Zum Glück hatte man aber Mitleid mit uns und so durften wir mit der Mitarbeiterfahrt, die wohl die einzige an diesem Tag war, mit herunter fahren.

Zwischendurch verlor sich der Pfad etwas…
Der höchste Punkt der Isle of Man
Die Bahn für die Mitarbeiter von außen…
… und von innen

Während Thiemo sich noch weiter ausruhte, fuhren Lena und ich am Dienstag nach Castletown. Die alte Hauptstadt der Isle of Man ist sehr schön und lohnt sich für einen kurzen Besuch. Danach fuhren wir weiter nach Port Erin, um von dort aus den Küstenweg entlang der Halbinsel nach Port St. Mary zu laufen. Die Strecke kannte ich bereits vom Wasser aus, aber auch die Wanderung war wirklich schön!

Aussicht auf den Calf of Man
Hier gibt es ein Klettergebiet mit Spalten

Am Mittwoch fuhren wir zu dritt mit dem Bus in die noch verbleibende Richtung nach Peel. In Peel gibt es auch einen größeren Hafen sowie eine sehenswerte Burg.

Peel Castle
Die Kathedrale im Castle
Der Blick aus dem Castle – gut, dass wir heute nicht segeln!

Donnerstag Mittag flog Thiemo dann zurück nach Hause und Lena und ich bereiten das Boot für die Abfahrt später am Nachmittag vor…

Der Calf of Man links, Isle of Man rechts. Durch den breitesten Weg sind wir durchgefahren, die Halbinsel rechts haben wir beim Wandern erkundet.
Port Erin (unsere erste Bucht auf der Isle of Man)

Belfast und Motorsegeln zur Isle of Man

Am Donnerstag fuhren wir mit dem Dinghi in die Carrickfergus Marina. Dort fragten wir, ob wir das Dinghi für den Tag dort stehen lassen dürften. Das war kein Problem und der Preis kam mir sehr nach dem Meterpreis pro Nacht vor (für die 3m Länge).

Von dort aus fuhren wir noch 25 Minuten nach Belfast.

Belfast ist eine nette Stadt, die von starker Abwechselung zwischen Alt und Neu lebt. Teilweise sind ältere Gebäude modern renoviert oder erweitert worden.

Die City-Hall

Wir erkundeten Belfast für einige Stunden zu Fuß, bevor wir nachmittags wieder die Bahn zurück nahmen.

Ein alter Liquor-Store
Das Palm-House im botanischen Garten

Am nächsten Tag wollten wir früh aufstehen, um die lange Strecke zur Isle of Man tagsüber zu schaffen. Leider war die Nacht sehr unruhig, so dass es uns nach sehr schlechtem Schlaf schwer fiel, um 06:30 Uhr bereits aufzustehen. Dafür wurden wir allerdings von einem schönen Sonnenaufgang belohnt. Man merkt, dass es später im Jahr wird, da ich schon seit der Atlantiküberquerung keinen mehr gesehen hatte.

Coole Graffitis kann Belfast auch
Das Bank House, schon lange ein Primark
Aussicht aus der Kuppel des Einkaufszentrum Victoria‘s Square

Auf dem Weg zur Isle of Man passiert man den North Channel, der für ein so breites Gewässer relativ starke Strömungen von 2-3 kn hat. Unser Plan ging aber auf und wir hatten diese Strömungen mit uns. Da der Wind auch von hinten kam, gab es auch keine Probleme mit den Wellen, für die die Irische See berüchtigt ist.

Leider reichte der Wind über den Tag oft nicht aus, um angesichts der Wellen stabil zu Segeln, da die Windrichtung dafür aber ganz gut geeignet war, konnten wir meistens zumindestens Motorsegeln, am Anfang sogar mit über 8kn.

Gegen Nachmittag erreichten wir dann Port Erin auf der Isle of Man. Dort angekommen musste ich bereits beim Anker werfen 3 Lagen ausziehen, da es sofort windstill und mindestens 10 Grad wärmer war. Wir genossen noch das Abendessen und die Abendsonne, bevor wir früh und erschöpft in die Koje fielen.

Sonnenuntergang in Port Erin

Am nächsten Morgen nahmen wir das Dinghi und paddelten an den nächsten Strand. Da die Tidenhübe (Differenz zwischen Niedrig- und Hochwasser) auf der Isle of Man ca. 6-8m betragen, mussten wir das Dinghi sehr weit den Strand hochtragen, um sicher zu sein, dass es dort bleibt. Danach wanderten wir wunderschön an der Küste entlang zum Milner’s Castle. Von dort hat man eine tolle Aussicht über die Isle of Man und die angrenzende Steilküste.

Der Strand
Aufstieg zu Milner‘s Castle
Das Kodak Foto des Jahres 1931
Aussicht über Port Erin zum Calf of Man

Nachmittags legten wir ab und motorten Richtung Port St. Mary’s. Dieser Ort ist zu Fuß nur eine halbe Stunde von Port Erin, mit dem Boot brauchten wir allerdings über eine Stunde. Zwischendurch passierten wir die Meerenge zwischen der Isle of Man und dem Calf of Man. Wie so oft gibt es an dieser Stelle Warnungen auf den Seekarten vor Strömungen und sogenannten „Tide Rips“. Meistens stellt sich das als eher unspektakulärer heraus, als ich erwarte, vor allem wenn man die Stelle, so wie wir an diesem Tag, genau bei Hoch- oder Niedrigwasser (engl. „Slack“) passiert. Daher war ich sehr überrascht, steilen, relativ hohen Wellen zu begegnen und zuzuschauen wie die Bootsgeschwindigkeit von 5.5 kn auf 2kn fiel. (Wir hatten also 3.5kn Strom gegenan). Mit ein bisschen mehr Gas lies sich ELMY aber wieder leicht steuern und wir passierten die Meerenge ohne Probleme. Zurück schauend konnten wir noch einem größeren Schlauchboot bei der Passage zugucken, welches ganz schön durch die Wellen flog.

Wellenbild in der Meerenge bei ansonsten völlig ruhiger See
Wellenkante

Wir nahmen in Port St. Mary eine der beiden kostenlosen Besuchermooringbälle und paddelten mit dem Dinghi zum Steg und spazierten noch etwas durch den Ort, bevor wir bei einem lokalen Bier noch mit ein paar Locals ins Gespräch kamen, die sehr an unserer Reise interessiert waren. Dort warteten wir dann auch auf unser 3. Crewmitglied….

Port St. Marys (ELMY links im Bild)

Fast bis Belfast

Nach der Rückkehr von meinem Städtetrip hatte ich noch 3 Tage Zeit, bis Thiemo kommt. Den ersten nutze ich vor allem, um viel Zeit in der Sonne zu liegen, um wieder ganz fit zu werden (ich hatte seit ein paar Tagen Halsschmerzen). Ansonsten war noch einiges zu tun: Waschen, mal alles, vor allem Polster und Matratzen trocken lüften, Ölwechsel am Generator, ein Fenster neu abdichten, putzen und einkaufen. Ein Teil vom Putzen war es auch, einige Schränke mal ganz auszuräumen und zu sortieren. Dabei musste ich feststellen, dass in dem richtigen Klima selbst Puderzucker schimmeln kann!
Sonntag Nachmittag machte ich dann noch die längere Wanderung am Kelburn Castle, die auch sehr schön war!

Largs Yacht Haven von der Panaroma-Route aus


Thiemo reiste dann wieder bei typisch schottischem Wetter an. Nachmittags stand dann noch eine ausführliche Sicherheitseinweisung an, da er zum ersten mal segelt. Außerdem konnten wir das geflickte Vorsegel abholen.


Dienstags früh legten wir dann ab und segelten bei optimalen Windbedingungen nach Lamlash auf Arran. Dort hatten wir noch Zeit an Land zu gehen und etwas durch den Ort zu spazieren.

Kirche in Lamlash, Arran
Wir verlassen Arran, im Hintergrund die alpin anmutende Bergkette


Am Mittwoch entschieden wir uns für einen langen Schlag über nach Nordirland. Da der Wind leider ein bisschen zu schwach war, mussten wir immer mal wieder Motoren, um die 60sm ohne Nachtfahrt zu schaffen. Gegen 20:45 Uhr warfen wir dann vor Carrickfergus den Anker. (Das ist fast bei Belfast.)

Unterwegs gabs Delfine!

Kurzes Sightseeing in Glasgow

Nachdem ich noch einige Stunden geschlafen hatte, nachdem Jenny bereits zum Flughafen musste, nahm ich den Bus nach Glasgow. Die Möglichkeit nutze ich, um mir die Stadt noch ein bisschen anzuschauen.
Glasgow ist ganz anders als Edinburgh und hat eher den Charme einer Ruhrpottmetropole. Einst ein wichtiges industrielles Zentrum, sammelte die Stadt später viele Probleme an. In den letzten Jahrzehnten wurde dann aber viel getan, um Glasgow wieder zu neuem Glanz zu verhelfen.

Glasgow hat auf jeden Fall genug Brücken
ein kleines Café-Castle
Buchanan St
Grafiti-Art
Grafiti-Art mit Boot
Blick vom Friedhof auf die Kathedrale

Nachmittags bin ich dann wieder zu ELMY nach Largs gefahren.

Wie ihr wahrscheinlich bemerkt habt, hat mein Ersatzhandy eine sehr schlechte Kamera. Bald kommen dann hoffentlich wieder Fotos von meinen Mitseglern dazu.

Zwei entspannte Wochen

In den letzten zwei Wochen haben wir es sehr entspannt angehen lassen.

Am Wochenende kam dann noch Lisa’s Schwester Sabrina hinzu.

Sonntags legten wir dann kurz nach den 70-Fuß Yachten, die am Clipper Race teilnehmen, ab. Während diese noch ein bisschen Showlaufen im Hafen machten, segelten wir zum Startpunkt des nächsten Regattaabschnitts. Dort konnten wir dann den 11 Booten beim Start zuschauen.

Wir haben den Start etwas schlecht getimed und waren weiter weg.

Am nächsten Tag war unser Segel fertig repariert und wir konnten es wieder abholen. Praktischerweise ist der Segelmacher direkt in der Bucht wo auch der Regattastart war.

Erstmal alleine tragen…
… dann zu zweit (leichter, aber schlechter zu greifen)

Das Wetter war an diesem Tag hervorragend, so dass wir das Segel direkt einbauten.

Beim Probesegeln am nächsten Tag waren wir sehr zufrieden: die neuen Mastrutscher laufen viel besser. Der Riss ist gut repariert und mit den neuen Latten hat das Großsegel auch bei wenig Wind wieder die richtige Form.

Schöne Form
Zum Vergleich die S-Form mit den alten Latten

Dienstag machten wir dann bei sonnigen Wetter eine Wanderung über die schöne Insel Kerrera. Im Gegensatz zu Lismore gibt es hier fast keinen Autoverkehr und die Insel ist etwas mehr auf Touristen ausgelegt – dementsprechend aber auch deutlich voller.

Das Castle auf Kettera

In den weiteren Tagen fuhren wir noch ein bisschen von Bucht zu Bucht und spielten bei eher regnerischen Wetter viel Hitster und Skat.

Am Donnerstagabend ging es dann wieder nach Oban, damit am Freitag früh jemand wegen des defekten Generators vorbeischauen konnte.

Zurück in Oban

Außerdem haben wir noch einen Schaden an der Stelle wo die Ankerwinsch befestigt ist ausgebessert.

Die neue Skipperkabine

Auch wenn die Fotos einen anderen Eindruck vermitteln, war das Wetter in den letzten zwei Wochen sehr durchwachsen und in der Regel recht windarm. Daher hatten wir genug Zeit zum Kartenspielen und haben davon abgesehen weiter entfernte Ziele anzusteuern. (Unter Einsatz des Motors)

Ich bin gerade sehr froh, mal keinen Plan und längere Zeit zu haben, ohne viel Strecke machen zu müssen.

Die gesamte Crew ist heute abgereist und ich warte jetzt auf die Ankunft von Jenny und Martin (einem Kaufinteressenten).

Achja, falls jemand in der Leserschaft ELMY kaufen möchte: gerne!

https://www.boot24.com/boot/1981-amel-maramu-9432812/