Das europäische Wettermodell kündigt für morgen bereits Sturmböen an, das amerikanische Modell hingegen sagt diese erst für Übermorgen voraus. Nun ist die große Frage, wohin segeln wir? Mattis verbrachte circa 45 Minuten mit aufs Tablet starren bis er schlussendlich eine Entscheidung traf. Wir fahren zur Isle of Muck. Das wird circa 8 Stunden dauern.
Währenddessen kümmerte sich die Crew darum, dass Boot aufzuräumen, zu spülen, ein neues Brot anzusetzen und sich bereit für den Tag zu machen.
Über den heutigen Tag kann ich sonst nicht viel schreiben, da mich die Seekrankheit fest im Griff hatte.
Wetter sah von unten aber ganz gut aus – wenig Regen, viel Sonne. Wellen waren sehr kurz und schaukelig.
Gemeldete Tiere: Adler, Reiher, Hochlandrinder, Schafe, Kormorane, Bastölpel und Möwen
Abends kochte uns Jupp ein leckeres Auberginengericht. Da hatte ich dann auch wieder Hunger.
In unserem Fall steht Mammut nicht für eine ausgestorbene Rasse:
Nach dem leckeren Pfannenbrot mit Bohnen und Spiegelei am Morgen, legten wir um 10.30 Uhr in Rum ab und nahmen den direkten Kurs (nur mit dem Vorsegel) nach Skye. Der Wind und die Welle waren trotz des gestrigen Sturms, deutlich ruhiger als wir erwartet hatten.
Nördlicher als hierher werden wir nicht segeln, da die Vorhersage bereits den nächsten Sturm ansagt.
Bei der Einfahrt entdeckten wir ein paar Robben. Leider war der von uns begehrte Ankerplatz bei Loch Scavaig bereits mit zwei Booten belegt.
Wir entschieden uns in der Einfahrt zu ankern, um zumindest Mittagessen zuzubereiten. Dabei wollten wir uns dann entscheiden, ob wir hier in der eher unruhigen Bucht bleiben oder den Standort wechseln würden. Die Entscheidung fiel auf einen Standortwechsel. Somit machten wir noch „Sightseeing“ nach Nordwesten.
Bei der Ausfahrt entdeckten wir weitere (Jupp: „Das sind bestimmt 50 Stück!“) Robben in unterschiedlichen Farben.
Uns besuchte eine Delfinschule, die kurzzeitig mit dem Boot spielte. Diese Art Delfine kannten wir auch noch nicht. Sie waren deutlich brauner und kleiner als die im Mittelmeer.
Die Wellen wurden immer höher und der Wind nahm zu, sodass wir gut durchgeschaukelt wurden. Mane steuerte uns souverän -trotz leichter Rechts-Links-Problematik – durch die Wellen. Ab und an erreichte eine Welle das Cockpit. Meist gefolgt von einem „Pfui“ oder einem angeekeltem „Wäh“.
Wir fuhren weiter bis in die Gesto Bay in Loch Harport. An deren Ende liegt die bekannte Talisker Destillerie (laut Frank: „sehr torfig“). Da man dort die Führungen drei Tage im voraus buchen muss, sparten wir uns dieses Highlight.
Mittlerweile waren wir doch gut durchgefroren, sodass verschiedene interessante Aufwärmmethoden ausprobiert wurden.
Schlussendlich half ein warmes Curry, das für viel Verwirrung sorgte. Ich schlug bereits heute Morgen ein ‚Curry‘ vor, Frank verstand ‚Püree‘, später wurde bei Jupp noch ‚Plörre‘ daraus. Mane meinte, ich solle hier Werbung für Hörgeräte einfügen. Wie ihr, liebe Leserinnen und Leser, lest, geht uns die gute Laune noch nicht aus.
Die Nacht war regnerisch und auch der Morgen begrüßte uns mit kühlen Tropfen von oben.
Bevor wir von Tobermory losfuhren, kochte uns Frank einen leckeren Kartoffelsalat. Nachdem dieser fertig war, legten wir ab. Die erste Stunde motorten wir durch die Flaute. Danach frischte der Wind auf und die Segel wurden gesetzt.
Nach und nach nahmen auch die Wellen zu, sodass einigen von uns etwas flau wurde. Leider fiel auch Gertrud mehrfach aus, was zur manuellen Steuerung führte.
Die Isle of Rum erreichten wir im Sonnenschein um 15.30 Uhr. Dort legten wir wieder an einer Mooring an, da die Windprognose Sturm angab. Zuerst wurde ein wärmender Kaffee aufgesetzt und Jupp schmiss eine Runde Schokolade.
Bei der Zubereitung des Abendessens stellte Mattis fest, dass die vordere Bilge voll mit Süßwasser war. Wir hatten bereits letzte Woche Wasser in der Bilge und haben zwei Arbeitshypothesen.
Entweder:
läuft das Wasser aus dem Süßwassertank bei Krängung über
Oder:
Der starke Regen findet seinen Weg dorthin
Leider konnten wir das nicht einzeln überprüfen, weil wir den Tank gestern aufgefüllt und es die Nacht über gegossen hatte.
Während Jupp, Mattis und Mane kochten, kümmerten Frank und ich uns darum, dass die Bilge wieder entleert wurde.
Abends wurde es sehr kalt im Boot, daher verzog ich mich mit einer Wärmflasche ins Bett und las. Die Männer spielten noch Doppelkopf.
Wandern auf der Isle of Rum
Wie angekündigt nahm der Wind in der Nacht zu, sodass das Boot ordentlich durchgeschaukelt wurde.
In aller Frühe (10 Uhr morgens) nahmen wir das Dinghi in Richtung Land. Die erste Überfahrt wagten Frank und Jupp und wurden ordentlich nass. Als nächstes folgten Mane und ich – wir blieben größtenteils trocken. An Land angekommen begrüßte uns auch schon der erste Schauer. Authentisches schottisches Wetter.
Die erste Einkehr machten wir zum Bezahlen des Mooringballs im Rum Bunkhouse. Von dort lotste uns Mane (mit kleinen Schlenkern) zum Schloss und wir begannen mit den Aufstieg.
Der abwechslungsreiche Weg führte erst durch den Wald, anschließend durch Heidelandschaft entlang eines Flusses und mündete in sumpfigem Grasland. Während des Aufstiegs blies uns der Wind kräftig entgegen. Dieser soll über den Tag weiter zunehmen und seinen Höhepunkt um 17 Uhr erreichen. Eine besonders starke Böe wehte mich in Mattis Arme. An der Kletterpassage drehten wir um, da uns das aufgrund des Windes zu heikel war. Auf Rum gibt es eine große Population an Rotwild – wir sahen leider nur Losung (💩) und eine Hufspur.
Auf dem Rückweg begann es ordentlich zu Regnen. Wir liefen bis zum Schloss und aßen dort unter einem kaputten Dach. Generell hatte das Schloss etwas von einem ‚lost place‘. Wer eine gute Horrorfilm-Location sucht, der ist hier goldrichtig.
Nach der Pause ging es durchgefroren noch auf den Otter Trail. Dieser kurzweilige Weg durch den Wald endete an einem Steinstrand. Ich wurde innerhalb kurzer Zeit von Midges geplagt. Das erste Mal diesen Urlaub.
Zurück an Bord retteten wir die Solarpanels vor den angekündigten 40 kn Wind. Das Boot schaukelte heftig und die Panels schlugen auf das Dach. Anschließend stand Duschen, Cappuccino und Abendessen auf dem Plan. Von der Atlantikcrew haben wir ein Pfannenbrotrezept, dass wir nun ausprobieren wollen.
Jupp, Mane und Frank sind gestern um 21.30 Uhr angekommen. Nach einer Begehung des Bootes, Erklärung der Nutzung der Toilette und Zuweisung der Schlafplätze gingen wir kurz vor 0 Uhr ins Bett.
Morgens um 8 Uhr strahlte die Sonne und wir begaben uns gut gelaunt in den Tag. Wir machten Elmy seefest, gingen noch mal duschen und frühstückten ausgiebig. Im Anschluss gab es eine Sicherheitseinweisung, damit die kritischen Situationen alle durchgespielt waren.
Und so nahmen wir Kurs auf Tobermory. Das Wetter spielte sehr gut mit, sodass wir uns die erste Stunde gemütlich einsegeln konnten.
Ab Einfahrt in den Kanal wurde der Wind etwas böiger oder schlief komplett ein.
Frank übergab das Steuer an Jupp, da er sein Fernglas holen wollte. Er hatte auf einer kleinen Insel im Sound of Mull Robben entdeckt.
Mattis tauschte im Laufe der Fahrt die Union Jack gegen die Schottland-Flagge (Saltire) aus. Ich spielte dabei ‚Scotland the brave‘ ab.
Gegen 17 Uhr erreichten wir Tobermory. Wir entschlossen uns noch ein wenig durch Tobermory zu schlendern und anschließend in ein Restaurant einzukehren. Außerdem mussten wir noch die vergessenen Lebensmittel (Eier und Pfeffer) einkaufen.
Ein bisschen Kunst auf den Postboxen gab es auch noch zu bestaunen.
Nachdem der Generatormensch (übrigens der 4. Mitarbeiter) ewig lange da war und neue Probleme fand, war es bereits so spät, dass wir nur noch einen kleinen Spaziergang machten. Die alten Probleme sind aber endlich behoben. Der Rest muss woanders erledigt werden, da wir aus Oben wegwollen.
Ich war zwischenzeitlich schon einkaufen, damit zumindest bereits ein kleiner Punkt der To-do-Liste abgehakt werden konnte.
Zum Abschluss des Tages putzten wir noch den öligen Schmutz vom Deck und schauten gemeinsam dem Farbenspiel des Sonnenuntergangs zu.
Heute am späten Abend kommt Mattis Papa Jupp mit zwei Freunden (Frank und Mane). Ab da wird es voller auf dem Boot. Vorher geht Mattis mit mir zum Italiener. Darauf freue ich mich jetzt schon.
Ansonsten sieht der Tagesplan so aus:
Bäder putzen
Bettwäsche im Waschsalon abgeben
weitere Lebensmittel einkaufen
Betten herrichten
Joggen/Sport
Strom auffüllen
Wassertank nachfüllen
saufen (ups – saugen!)
Autopilot organisieren
Schränke aus- bzw. umräumen
Bettwäsche abholen
Duschen
Die Reihenfolge ist dabei nicht festgesetzt. Kleine Anmerkung: Die Autokorrektur kennt mich wohl besser.
Nach einer kurzen, stürmischen, lauten und sehr regnerischen Nacht fühlen wir uns heute ein wenig durch die Mangel gedreht.
Geweckt wurden wir um 2.08 Uhr, als einige starke Rucke durch das Boot gingen. Der Wind hatte aufgefrischt und die Ankerkette dehnte sich. Da wir nur 50 m bis zum Land haben, muss es schnell gehen. Aufspringen, Pulli überwerfen, Abstand zum Land beobachten und im Zweifel den Motor anwerfen. Mattis schmiss diesen dann auch an, um die Ankerkette neu einzudampfen (eine reine Vorsichtsmaßnahme). Sicher ist sicher. Danach pfiff es zwar ordentlich (25 kn), aber wir schliefen weitere 4 Stunden recht gut.
Um 6 Uhr wachte ich von dem starken Regen auf. Kurze Zeit später ging erneut ein starker Ruck durchs Boot und wir drehten uns inklusive Krängung um 90 Grad. Der Wind hatte uns voll von der Seite erwischt. Dies passiert typischerweise bei Gewitterfronten, was sich dann auch recht schnell bestätigte. Das Land war aufgrund des starken Regens kaum noch zu sehen. Nach 10 Minuten war der Spuk vorbei und wir aber zu wach, um noch mal einzuschlafen.
Daher lasen wir noch bis um 9 Uhr und standen dann gemütlich fürs Frühstück auf.
Da morgen die von uns liebevoll genannte „Opi-Truppe“ kommt, gilt es heute noch ein wenig das Boot zu putzen, Betten vorzubereiten und Schränke freizumachen. Generell müssen wir heute noch nach Oben in den Hafen, weil die Generatormenschen morgen kommen, um das Seewasserleck am Generator beseitigen. Außerdem hoffen wir, endlich Gertrud unsere Autopilotin abholen und wieder einbauen zu können.
Hoffentlich schaffen wir diesmal ein Anlegemanöver ohne neue Streifen vom Steg zu kassieren. Dieser ist glücklicherweise durch eine Gummiummantelung gesichert, sonst hätten wir nach dem letzten Manöver ganz andere Schäden am Boot. Die Streifen lassen sich mit Nagellackentferner recht gut entfernen.
Bei Sonnenschein saßen wir beim Frühstück und überlegten, was wir heute tun könnten. Schlussendlich entschieden wir, uns mit dem Dinghi nach Oben zu fahren und von dort die zwei Burgen-Tour zu machen.
Im Dinghi dann bereits die erste Ernüchterung – die Welle kam von vorne, also waren wir bereits in Oben sehr nass und salzig.
Dennoch liefen wir los und hielten in den uns bekannten Outdoorläden an, weil es anfing zu regnen.
Leider regnete es so stark, dass meine Regenkleidung irgendwann aufgab. Wir brachen die Tour nach der Hälfte ab und fanden uns in Oban in einem Café ein.
Auf dem Rückweg kehrten wir noch mal in alle Outdoorläden ein, um mir wasserfeste Socken zu kaufen (wenn die Schuhe es schon nicht mehr sind) und einen Poncho (wenn die Regenjacke auch aufgibt). Doppelt hält besser.
Nachmittags schauten wir uns noch die CrossFit-Games an. Das Finale um 23 Uhr werden wir wohl nicht schaffen. Zwischendurch kam immer wieder die Sonne durch. Die 5 Minuten mussten wir immer schnell zum Lüften nutzen, da wir vorher geduscht hatte und das Bad dementsprechend feucht war.
Die überschüssige Energie des Vormittags baute ich noch bei verrückten sportlichen Aktionen ab.
Der Regen zeigte sich dann auch noch von seiner schönen Seite:
Bei Sturm und Regen besuchten wir heute die Isle of Kerrera.
Wir fuhren mit dem Dinghi von unserem Ankerplatz zur Marina. Dort liefen wir los. Insgesamt dauerte die Wanderung knapp 4,5 Stunden und ging 16,5 Kilometer. Dabei zeigte sich die Sonne leider nur sehr selten.
Nachdem Mattis festgestellt hatte, dass es in Schottland zwar ab und an regnete, aber immer nur kurz, prasselte fast eine Stunde der Regen heftigst auf uns nieder (hätte er nur nix gesagt…). Weder unsere Regenjacken noch unsere Regenhosen kamen dagegen an.
Da der Wind aber so kräftig blies, waren wir dennoch recht schnell wieder trocken. Nach der Hälfte kehrten wir in ein sehr volles Teahouse ein. Scheinbar trafen wir hier auf alle Wanderer der Insel. Kerrera ist größtenteils autofrei und es leben nur wenig Menschen auf der Insel.
Da mein Handy in der Schutzfolie steckte, ist die Bildqualität mittelmäßig.
Auf dem Boot schauten wir uns die CrossFit-Games an.
Nachdem sich zumindest ein Teil der Atlantik-Crew mittlerweile wieder im Alltag zurechtgefunden hat und das langwierige Sortieren des Foto- und Videomaterials abgeschlossen ist, ist es Zeit für einen kleinen Rückblick.
Trotz Unterstützung durch den Blog mussten wir alle die Geschichte unserer Überfahrt wohl schon mehrfach zum Besten geben. Auch wenn es uns selbst letztlich gar nicht so spektakulär erschien (eine Überfahrt wie in den anderen Segel-Urlauben, nur eben etwas länger), erregt eine Atlantik-Überquerung meist doch etwas mehr Aufmerksamkeit.
Nach all den kleinen Geschichten, die wir bereits hier über den Blog oder mit Bildern und mündlichen Überlieferungen geteilt haben, gibt es nun als kleinen Nachschlag noch eine filmische Zusammenfassung unserer Reise. Die Tatsache, dass die Kamera meist nur bei gutem Wetter gezückt wurde, mag beim Betrachten der Aufnahmen über die vielen kalten und grauen Tagen hinwegtäuschen. Dennoch hätte wohl jeder von uns Lust, die Arbeit liegen zu lassen und direkt wieder loszusegeln.