Und los geht’s (Klappe die Dritte)

Inzwischen sind gute zwei Wochen vergangen, seit wir euch über den Stand unserer ELMY auf dem Laufenden gehalten haben. Da uns immer mehr Nachfragen erreichen, wird es wohl wieder Zeit, dass wir das nachholen.

Zurück in Le Marin

Lisa und ich hatten tolle Tage vor St. Anne in unseren Hängematten, mit nichts dringendem zu erledigen außer das gute Wetter und die schöne Aussicht zu genießen.

Am 2.1. holten uns unsere beiden Mechaniker ab. Sie machten ihre beiden Dinghys an je einer Seite fest und auf einmal fuhr ELMY, dank zwei Außenbordmotoren, wieder in die Bucht nach Le Marin.

ELMY bei der Fahrt zurück nach Le Marin
Abschleppen mit Metalldinghy benötigt einige Fender

Die nächsten Tage verbrachten wir am Haus- und Werkstattboot von Didier. Er hat mit seiner Partnerin Carol das ganze Boot umgestaltet und saniert. Auf dem oberen Deck ist eine schöne große Bar, die dem Namen des Bootes alle Ehre macht: Open Bar. Kaltes Bier steht hier immer bereit und spätestens zum Feierabend läuft auf dem 60 Zoll Fernseher auch eine gute YouTube Playlist gemixt aus Hits von den 80ern, 90ern und dem besten von heute 😉

Haus- und Werkstattboot Open Bar

ELMY war an Backbord festgemacht, sodass der Kran am Heck den alten Motor aus unserem Motorraum heraus- und den neuen reinheben konnte.

Alter Motor wird rausgehoben
Neuer Motor schwebt überm Boot

Damit der neue Motor im Motorraum befestigt werden konnte, wurde eine maßgeschneiderte Befestigung aus Metall bestellt. Auf diese mussten wir leider mehrere Tage warten, ohne dass es am Einbau voran ging.

Am Freitag Mittag war das Teil endlich soweit und abends kam Mattis zurück. Wir hatten noch die Hoffnung, am Samstag loszukommen, aber die Mechaniker waren erst abends fertig. Daher sind wir erst am Sonntag weiter in den Norden motort.

Los geht’s – oder?

Übernachtet haben wir in in einer Bucht gegenüber von Fort-de-France, um am nächsten Tag weiter zu segeln. Beim Ankern bemerkten wir starke Schläge beim Vorwärtsfahren. Außerdem hatte Mattis ziemliche Ohrenschmerzen und benötigte einen Arzt. Wir segelten also am nächsten Morgen dafür kurz rüber nach Fort-de-France.

Als wir zum Ankern den Motor anmachten, stellten wir fest, dass kein Salzwasser aus dem Auspuff kam. Das ist immer ein schlechtes Zeichen und deutet darauf hin, dass der Kühlwasserkreislauf mit Salzwasser nicht richtig funktioniert. Als der Motor sich dann hörbar mit dem Überhitzungsalarm meldete, schalteten wir diesen aus.

Wir mussten also wieder unter Segel ankern. Die Bucht war schon recht voll und der Wind kam ungeschickt direkt von dort auf uns zu. Spontan ließen Mattis und ich unser Dinghy ab und montierten unseren 18-PS Motor während Lisa versuchte, alles im Blick zu behalten: Wo treiben wir hin, wie viel Abstand haben wir noch zum Kreuzfahrtschiffsdock und deren Betonklötze im Wasser und wann kommen die großen Wellen der rasanten Fähre.

Wir schafften es und befestigten das Dinghy an Steuerbord mit genug Fendern, damit die Boote nicht aneinander schlugen. Mattis war nun unser neuer Antrieb und verschaffte uns genug Vortrieb, dass Lisa eine Stelle zum Ankern ansteuern konnte.

Wir fahren mit Dinghy als Motor zum Ankerplatz

Nachdem wir geankert hatten, fuhr Mattis an Land zum Arzt. Es war allerdings nicht so einfach einen HNO-Arzt zu finden, deswegen musste das Projekt erstmal warten.

Währenddessen tauschten Lisa und Hannah den Impeller aus und testeten diesen erfolgreich. Allerdings stellten wir dann auch fest, dass es immer wieder am Propellerschaft leicht tropfte.

Kaputter Impeller

Wir wollten nicht darauf vertrauen, dass der neue Impeller das Problem löst, da der andere auch neu war und konnten die Tropfen ebenfalls nicht ignorieren, da uns Didier per Ferndiagnose auch nicht weiterhelfen konnte. Wir mussten also zurück nach Le Marin segeln.

Wir segelten die meiste Zeit, da wir den Motor kurz vor Le Marin nutzen wollten, da dort der Wind immer sehr ungünstig direkt von vorne kommt, sodass viel gekreuzt werden muss. Als wir kurz vor der Bucht um 01:30 Uhr den Motor starteten kam leider wieder kein Kühlwasser. Dadurch verzögerte sich unsere Ankunft um weitere 2 Stunden bis wir dann um 03:30 Uhr morgens unter Segel vor St. Anne ankerten.

Nach ein paar Stunden Schlaf kamen um 10 Uhr Didier und Ralf zu uns und checkten den Kühlwasserkreislauf durch. Sie bauten eine neue Salzwasserpumpe ein. Danach funktionierte es auch wieder. Um das mit dem Propeller und dem Schlagen beim Vorwärtsfahren genauer zu überprüfen, sollten wir nochmal bei ihm anlegen.

Wir fuhren, angetrieben von unserem Motor, zu Didiers Boot und stellten fest, dass immer wieder schwallartig Wasser in den Motorraum floss. Beim Anlegen machte das Getriebe auch wieder sehr laute Geräusche, die auch Didier komisch fand. Direkt wurde alles wieder auseinander genommen.

Dabei stellten sich gleich mehrere Sachen heraus:

  • Die speziell angefertigte Motorhalterung hatte nicht die vorgesehenen Verstrebungen und war daher sehr instabil – das musste nachgebessert werden.
  • Unser Getriebe passt doch nicht ganz auf den Motor, weswegen die lauten Schläge entstanden. Wir mussten also ein neues Getriebe passend zu unserem Motor und zu unserem Propeller kaufen. (Dank Volvomotor war das kein Problem, ein passendes zu bekommen.)
  • Wir benötigen eine neue Dichtung für den Propellerschaft.

Parallel ist Mattis diesmal in Le Marin mit dem Beiboot zum Krankenhaus gefahren und wurde dort – im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten – behandelt. Es handelte sich um eine bakterielle Infektion die sich mit lokalen Antibiotikatropfen behandeln lässt.

Alles in allem lagen wir nochmal eine Nacht dort, bis wir Mittwoch Nachmittag erneut ausklarierten und aufbrachen. Wir testeten vor St. Anne unseren Motor und das neue Getriebe und kalibrierten unseren zweiten Autopiloten. Dann ankerten wir gemütlich unter Motor, um noch eine Nacht gut zu schlafen, bevor wir am Donnerstag früh zu Darius aufbrachen.

Jetzt geht’s wirklich los, auf nach Guadeloupe

Darius war schon eine Woche vorher auf Guadeloupe gelandet und war inzwischen in einer Unterkunft auf Terre-de-Haut. Wir verbrachten also nur eine Nacht unter gelber Flagge vor Dominica, um am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang weiter zu segeln. (Gelbe Flagge bedeutet, dass wir in Gewässern eines Landes unterwegs sind, aber nicht einklariert sind. Damit können wir uns i.d.R. 24 Stunden in diesen Gewässern aufhalten, um durchzufahren oder einzureisen)

Übernachtungsplatz vor Dominica

Während wir die Küste von Dominica entlang segelten, hielten wir gehörig Ausschau nach Walen. Sowohl Buckelwale als auch Pottwale leben mit vielen Delfinen und anderen weniger häufig vorkommenden Walarten vor dieser schönen Insel, deren Regierung inzwischen ein großes Naturschutzgebiet auf deren karibischer Küstenseite geplant hat. (Vermutlich weniger zum Schutz der Tiere aus Tierliebe und eher weil es die größte Touristenattraktion der Insel ist.) Leider hatten wir kein Glück beim Erspähen von Meeressäugetieren.

Freitag Nachmittag hatten wir endlich Darius erreicht. Wir machten uns mit funktionierendem Motor einfach an einer Boje fest. Abends gingen wir noch auf Terre-de-Haut spazieren und lecker essen.

Nachdem wir am nächsten Morgen einklariert und Darius an Bord willkommen geheißen hatten, segelten wir die Ostküste der Hauptinsel entlang. Wir genossen die Leichtigkeit, auf einem Segelboot zu reisen und zu leben, das einen funktionierenden Motor und Generator hat. Wir beobachteten viele verschiedene bunte Fische, eine Wasserschlange und eine kleine Schildkröte beim Schnorcheln und Braunpelikane im Sonnenuntergang.

Crewfoto vor Guadeloupe bei Sonnenuntergang

Ankunft auf Antigua

Daniel hatte inzwischen seinen Flug umgebucht. Es war ursprünglich geplant, dass wir ihn in St. Kitts und Nevis einsammeln, nachdem wir mit Darius schon auf Antigua waren. Jetzt hatten wir eine Woche Verzug und beschlossen, dass wir nur eine der Inselgruppen ansteuern können. Antigua und Barbuda sahen noch etwas schöner aus als St. Kitts und Nevis (und hatte die sicherere Mordstatistiken nur 5 statt 50 Morde pro 100.000 Einwohner pro Jahr).

Wir verließen am Montag Guadeloupe und setzten die Segeln auf Halbwind, während wir nach Antigua übersetzten. Zwischen den Inseln herrscht der Atlantik Wind und seine Wellen. Das bedeutet teilweise Böen mit Stärken bis zu 20-25 Knoten und Wellen bis zu 2,5 Meter Höhe, in den unterschiedlichsten Frequenzen.

Segeln kann so entspannend sein

ELMYs Centercockpit mit dem großen Dodger gewährt neben erhöhter Sicherheit auch erheblich mehr Komfort. Während auf einem Regattaboot, wie unserem Vereinsboot Askew, alle im Cockpit schon Rettungswesten und Lifebelts anhätten und jede zweite Welle alles nassmachen würde, chillten wir auch noch gemütlich bei 30 Grad Krängung. Nur die hinteren Sitzplätze im Cockpit wurde alle 20 Minuten von einem Schwall einer besonders großen Welle erwischt. Lifebelt und Rettungsweste ziehen wir an, wenn wir das Cockpit verlassen, um z.B. das Segel zu reffen.

Sonnenuntergang auf See

So erreichten wir am Montag spätabends die Bucht vor Jolly Habour. Da um Antigua der Meeresboden sehr flach abfällt mit vielen großen Steine und kleinen Riffe drin, die durch Hurricanes immer wieder versetzt werden, vertrauten wir nicht ganz auf die Karte und ankerten im Dunkeln relativ weit draußen bei 3m Tiefe (unser Boot hat 1,90m Tiefgang). Aufgewacht sind wir dann umgeben von wunderschönem helltürkisenen Meer.

Wir hatten gehört, dass es teils hohe Strafen gibt, wenn die Prozedur zum einklarieren beim Zoll und im Immigration Office nicht genau eingehalten wird. Daher befolgten wir alle Regeln genau: Niemand außer dem Skipper verlässt das Schiff (nicht mal zum Baden oder einmal ums Boot schwimmen) und nur der Skipper geht an Land und direkt zur Kapitanerie und den Behörden. Am Ende war das Einklarieren zwar etwas bürokratisch, aber wenn man sich an die Regeln hält auch kein großes Thema.

Seit gestern sind wir nun wieder zu fünft an Bord. Bei Daniel hat trotz Flugverspätungen in Paris alles geklappt und wir konnten ihn abends auf ELMY begrüßen. Gerade steuern wir eine der schönen Schnorchelbuchten an – dort soll es sogar Seepferdchen zu bestaunen geben.

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