Zeitsprung: Alleine in Florida

So, damit der Blog mal wieder in Echtzeit ist, springe ich (Mattis) heute etwas in der Zeit. Den Eintrag über die Zeit dazwischen reichen wir wahrscheinlich noch nach.

Am 12. März sind Lisa und Hannah nach Vegas bzw. nach Hause geflogen. Ich bin seitdem alleine und habe die Zeit genutzt um mal wieder ein paar Punkte von der ToDo Liste abzuarbeiten. Außerdem hab ich mich darauf gefreut wieder einige Zeit an einem Ort zu sein und Zeit für Sport zu haben.

Zum Start dieser Zeit bin ich in Fort Lauderdale im Lake Sylvia, der von Villen umgeben ist.

Lake Sylvia

Leider ist es sehr umständlich an Land zu kommen. Die einzige mir bekannte Option ist eine halbe Stunde zur belebten Raw Bar zu fahren und dort 10$ zu bezahlen (die man aufs Essen anrechnen kann). Dadurch ist mal eben Joggen gehen leider nicht möglich.

Hier kommen jetzt die Ereignisse der letzten 2 Wochen in thematischer, nicht unbedingt chronologischer Reihenfolge.

Ein neues Dinghi

Da unser altes Dinghi immer mehr zur Baustelle wird und uns auch das Gewicht und das Handling genervt haben, entschieden wir uns bereits vor einigen Wochen ein Schlauchboot zu kaufen. Dafür haben wir noch zu dritt einige Läden angesteuert, ich hab das noch ein bisschen weiter geführt und wir entschieden uns dann für ein 3,10m Boot mit festem Glasfaserboden von West Marine. Dieses wurde diesen Mittwoch zu einer Slipanlage (Bootrampe) in meiner Nähe geliefert wo ich es ausgepackt und aufgepumpt habe und dann mit dem anderen Dinghi zur ELMY gezogen habe.

Eingepackt
Ausgepackt
Aufgepumpt

Leider hab ich die Entsorgung des alten Dinghis etwas unterschätzt und noch keine Lösung gefunden. Wahrscheinlich muss ich es auseinander sägen und in kleineren Teilen wegschmeißen. Ein Verkauf ist in Florida ohne Registrierung nicht möglich (vermutlich will es hier eh keiner haben). Das wäre in der Karibik wahrscheinlich unkomplizierter gewesen…

Tankreinigung

Spoiler für den Bahamas-Blogeintrag: wir haben die Dieselpest! Deswegen sind wir seit den Bahamas mit einem Dieselkanister unterwegs.

Es hat einige Zeit gebraucht jemanden zu finden der sich anschaut, aber letzten Dienstag hat Ryan den Tank gereinigt. Zum Glück hat Ryan auch einen Stellplatz für die Zeit der Arbeiten organisiert, der ein leichtes Anlegen ermöglichte. Einen Stellplatz zu finden ist hier nicht einfach, sehr teuer und das Anlegen alleine mit einem großen, alten Boot spare ich mir gerne!

Zunächst hat Ryan den Großteil des noch vorhandenen Diesels abgepumpt. Danach wurde der Tank quasi mit Diesel innen abgespritzt und gleichzeitig abgepumpt. Es hat etwa eine Stunde gedauert bis endlich kein Schleim mehr raus kam.

Das Setup zum Reinigen

Die Menge an bakteriellen Dreck war wirklich groß und muss über mehrere Jahre gewachsen sein. Wir gehen also davon aus, dass das im März in Martinique nicht besonders effektiv gemacht wurde.

Ganz viel Zeugs was nicht im Tank sein sollte

Desweiteren hatten wir Wasser im Diesel, das das Bakterienwachstum begünstigt. Die Ursache dafür ist leicht gefunden: der Dichtungsring am Tankdeckel hat sich aufgelöst, so das es quasi rein regnet. Einen neuen habe ich bereits besorgt. Allerdings ist dieser aus Gummi, wird sich also beim Kontakt mit Diesel wohl auch bald auflösen. Bis dahin sollte ich also einen aus einem anderen Material finden.

Um noch die letzten Reste von der Dieselpest abzutöten und auch die Leitungen zu desinfizieren habe ich dann noch ein Additiv besorgt und in den Tank gekippt. Den müssen wir jetzt möglichst leer fahren und dann ggf. nochmal den Vorfilter wechseln.

Als die Arbeiten abgeschlossen waren habe ich dann den (noch dreckigen) Vorfilter gewechselt und alle Dieselleitungen wieder angeschlossen und entlüftet. Seit dem läuft der Motor ohne Probleme vom Tank.

Meine ersten Solo-Segelerfahrungen

Für den Termin mit der Tankreinigung musste ich zum ersten Mal das Boot alleine bewegen. Dafür musste ich am Montag auf die Flut warten, damit die Ausfahrt aus dem Lake Sylvia möglich ist. Trotzdem war die Ausfahrt sehr nervenaufreibend, da ich noch Strom von hinten hatte und damit schneller durch den Kanal gedrückt wurde als mir lieb war. Obwohl ich sehr genau den selben Weg wie herein gefahren bin zeigte das Echolot dann plötzlich 1.4m Tiefen an (Elmy ist 1.9m tief) und ich befürchtete schon stecken zu bleiben. Zum Glück war das aber wohl ein Messfehler und außer hohem Blutdruck war nichts passiert…. Danach ging es durch die vollen Kanäle weiter zur 17th Street Bridge. Die Brücken öffnen hier zu festen Zeit, aber nur wenn man vorher per Funk nach einer Öffnung fragt. Der Funk war aber völlig überfüllt, so dass dann einfach per Handy angerufen habe.

Danach konnte ich aufs offene Meer rausfahren wo ich noch meinen Fäkalientank leeren musste (man kann den auch abpumpen lassen, aber dafür muss man irgendwo anlegen und das war mir alleine zu kompliziert). Dafür muss man mindestens 3sm raus fahren, also habe ich das Vorsegel gesetzt und genossen wie entspannt es ist nicht mehr von so viel Verkehr umgeben zu sein.

Eigentlich wollte ich dann draußen Ankern, aber bei 2m Welle war das keine wirkliche Option. Also bin ich wieder durch das Everglades Inlet reingefahren und machte mich auf den Weg nach Süden, da dort ja auch der Tankreinigungstermin war. Dafür musste ich durch drei Brücken, die immer 15 Minuten versetzt aufmachten. Da mir Vollgas dazwischen alleine zu stressig war habe ich die Öffnungen immer verpasst und musste dann bis zur nächsten Öffnung 30 Minuten später warten. Zum Glück war nicht so viel los und ich konnte gemütlich manövrieren üben. (Das haben wir in den letzten 4 Monaten quasi kaum gemacht und wenn hat meistens Lisa gesteuert – eigentlich bin ich mit dem Boot also noch nie wirklich unter Motor gefahren)

Zum Sonnenuntergang habe ich dann den Ankerplatz im South Lake in Hollywood, Florida erreicht. Hier ist genügend Platz und Tiefe, sodass das Ankern sehr gemütlich ist.

Am nächsten Morgen bin ich dann wieder zurück durch die letzte Brücke. Beim Anlegen brauchte ich zwei Versuche, da beim 1. die Motordrehzahl absackte. Ich hatte sofort den richtigen Riecher: der Schlauch im Kanister war nicht an der richtigen Stelle und so kam nicht mehr genug Diesel. Nachdem ich die Position veränderte lief es wieder.

Danach wurde der Tank gereinigt und abends fuhr ich wieder in den South Lake.

Mein Fazit von meiner ersten Soloerfahrung: Es hat alles gut geklappt. Allerdings war ich mindestens 10 mal so aufgeregt und durchgehend unter Strom. Alles wird plötzlich stressig: auf Toilette müssen, etwas zu trinken holen, Funken, …. Also: hoffentlich bin ich sonst nicht mehr alleine 🙂

Sonstiges

Ansonsten hab ich noch einige anderen Projekte erledigt: Bilgenpumpe (mal wieder), korrekte Positionslichter zum Motoren, Inverter, einen Schalter um den Wellengenerator abzuschalten, das Regal im Badezimmer, eine Schranktüre die immer aufgeht fixieren und bestimmt noch mehr.

Außerdem hab ich das Boot fertig gemacht für die nächste Crew. D.h. Einkaufen, Waschen, Aufräumen, Putzen.

Fazit

Eigentlich hatte ich mir die zwei Wochen sehr entspannt vorgestellt und mich drauf gefreut. Am Ende war aber so viel zu tun und an Land zu kommen war immer kompliziert, sodass alles viel Planung erforderte. Daher waren die zwei Wochen tatsächlich eher anstrengend und ich bin jetzt Urlaubsreif. Joggen war ich nicht einmal. Ich hoffe die Reise nach Norden wird ein schöner Urlaub!

Wie geht es weiter?

Gerade sind Jenny und Fabi auf dem Weg hierher. Jenny bleibt 2 Wochen, Fabi ganze 8 Wochen.

In den nächsten 8 Wochen wollen wir die Ostküste der USA bis nach Halifax in Kanada hochfahren. Die letzen 2 Wochen zusammen mit Lisa. Danach kommt nochmal Jenny für 2 Wochen bevor es mit Elena, Luki und Sascha über den Atlantik geht.

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