Da wir bis zu dem Wetterfenster relativ viel Zeit hatten, ließen wir es erst mal recht gemütlich angehen.
Als Nächstes segelten wir nach Salem, MA. Salem ist ein nettes kleines Städtchen, das berühmt dafür ist, einige der wenigen Hexenprozesse in den USA geführt zu haben. So wurden etwa 20 Frauen und Männer für Witchkraft verurteilt und gehängt oder zerquetscht (ich hab da nicht näher nachgefragt!). Daran wird mit Steintafeln erinnert.
Abgesehen davon wird das Hexenthema aber völlig übertrieben umgesetzt, mit ganz vielen Souvenirläden und Geisterhäusern. Eine tolle Art an diese Geschichte zu gedenken, wie ich finde.
Weiter ging es dann entlang der Küste und irgendwann entdecken wir auf der Karte eine kleine Inselgruppe namens Isles of Shoals. Also setzen wir unseren Kurs dorthin und ankerten in einer sehr idyllischen Umgebung. Außer einem Tagungshotel ist dort eigentlich nichts.
Am Samstag wollten wir dann weiter Richtung Norden. Nachdem wir langsam aus den Inseln rausgefahren waren, sank bei unserem Motor aber die Drehzahl. Also setzen wir die Segel und ich ging mal wieder in den Motorraum. Mittlerweile kann ich den Dieselfilter in 25 Minuten wechseln. Geholfen hat das aber leider nicht. Also wechselte ich auch noch den 2. Filter direkt am Motor, der allerdings völlig sauber war. Danach muss man die Dieselleitungen noch entlüften, was aber irgendwie nicht gelingen wollte. Außerdem entdeckte ich wieder ein Leck an der Einspritzpumpe und hatte plötzlich eine lose Schraube in der Hand. An dem Punkt war mir klar, dass wir das Problem nicht alleine gelöst bekommen.
Also nutzen wir unsere TowBoat US Mitgliedschaft, segelten bis zur Einfahrt von Portsmouth, NH und ließen uns von da rein schleppen. TowBoatUS organisierte uns auch direkt eine Mooringboje bei Kittery Point, ME.
Das lief alles superentspannt. Der Hafenmeister war auch direkt zur Stelle und gab uns die Telefonnummer von einem Mechaniker. Da die auch in den USA ein richtiges Wochenende haben, hatten wir erst mal bis Montag „frei“.
Am Sonntag schauten wir uns Portsmouth an. Nach einem leckeren Mittagessen und Kaffee in einem deutschen Kaffee verabschiedeten wir Fabi. Da er eigentlich gar nicht so viel Lust auf die weite Überfahrt hatte, war das schon ein paar Tage eine Idee gewesen. Der kaputte Motor hat die Entscheidung dann wohl leicht gemacht.
Am Montag früh riefen wir dann den Mechaniker an und es kam sofort jemand vorbei. James nahm dann die Einspritzpumpe mit und brachte sie zu einem Spezialisten. Am nächsten Tag waren alle Ersatzteile da und James baute die Pumpe noch am Dienstag wieder ein. Leider ließ sich der Motor immer noch nicht richtig entlüften bzw. es kommt wohl irgendwo noch Luft rein. Also baute er noch eine zusätzliche kleine Elektropumpe ein und überbrückte die anderen beiden. Leider reichte die Pumpe alleine nicht. Mit beiden Pumpen zusammen läuft der Motor dann zumindest bis 1400 rpm stabil. Damit fahren wir etwa 4kn… fertig war das Ganze dann gegen 19:30 Uhr am Dienstagabend. Danke James für die Überstunden!
So weit die sachliche Beschreibung der Reparatur. Für uns war das Ganze ein Auf und Ab: Wir sahen unser Wetterfenster dahin schwinden und mussten uns überlegen, wie wir dann alles Weitere organisieren. Am Samstag fliegt Jenny nach Halifax, um mit mir 2 Wochen Urlaub zu machen (die nicht aus Bootreparatur bestehen sollen) und Britta kommt auch, um mit Lisa noch eine Woche Urlaub zu machen. Direkt im Anschluss kommen Elena, Luki und Sascha, um mit mir über den Atlantik zu fahren. Zusätzlich wird das dadurch erschwert, dass noch eine Landesgrenze dazwischen ist… Also waren wir viel am recherchieren und telefonierten mit den Behörden, um den Ausreiseprozess zu klären. Der Ausreiseprozess via Boot aus den USA ist übrigens sehr spannend: Es gibt ihn nicht. Man kann einfach fahren. Wenn man später mal wieder in die USA fährt/fliegt, sollte man Dokumente aus einem anderen Land mitbringen, damit man nachweisen kann, innerhalb der erlaubten 90 Tage ausgereist zu sein. Naja, wenigstens ist das jetzt für uns sehr einfach und flexibel gewesen (falls jemand mal ein ähnliches Thema hat: I-94 ist das Stichwort).
Zurück zur Planung: Dienstag Abend wäre für den Wind super gewesen. Wir wollten aber nicht riskieren, einen der zahlreichen Krabbenkäfige entlang der Küste mitsamt Boje und Leine einzusammeln. Die sieht man im Hellen schlecht, im Dunkeln gar nicht.
Also war die nächste Möglichkeit Mittwoch zum Sonnenaufgang. Am Anfang sollte es noch Wind geben, später wären wir dann auf den Motor angewiesen. Allerdings bei wenig Wind, so dass die reduzierte Leistung ok sein sollte. Klar war bereits, dass wir es nicht bis Halifax, sondern nur nach Yarmouth schaffen würden. Da diese Variante im Anschluss einiges leichter machen würde, entschieden wir uns dafür.
Die Überfahrt nach Kanada
Dieses Kapitel kann ich kurz halten: Es lief alles wie geplant!
Zusätzlich sahen wir noch Wale, allerdings zu weit weg für gute Fotos. Nachdem in der 1. Nacht der Wind einschlief, waren der 2. Tag und die anschließende Nacht sehr ruhig.
Im Morgengrauen kamen wir dann bei wunderschönem Wetter in Kanada an. Wir wurden sehr nett vom Hafenmeister empfangen, riefen die Behörden an und warteten in T-Shirt und kurzer Hose auf den Besuch.
Gegen Mittag kamen dann zwei Officers vorbei, setzten sich bei uns in den Salon, checkten die Papiere, stellten ein paar Fragen und gingen wieder. Das Ganze war sehr nett und freundlich. Nun sind wir offiziell in Kanada!