Seit dem Auslaufen aus Halifax ist das Land außer Sichtweite. Sofern die Sicht nicht sowieso durch den Nebel verhangen ist, gibt es daher nicht viel zu entdecken. Ab und zu zeigt sich auf unseren Instrumenten ein anderes Schiff, meist können wir dieses dann auch irgendwann am Horizont erspähen. Als spannender erweisen sich dagegen unsere tierischen Besucher. In den vergangenen Tagen konnten wir vereinzelt immer mal wieder Delfine beobachten. Mal näher, mal weiter weg von Elmy. Auch kleinere Grindwale (?) haben sich bereits gezeigt. Heute morgen dann die große Überraschung. Luki hört nahe am Boot ein lautes Ausatmen. Zuerst entdecken wir ‘nur’ einige Delfine, die mit dem Boot spielen. Dann sehen wir auf einmal einen mächtigen Buckel. Anfangs noch weiter entfernt, kommen die Wale immer näher. Schließlich können wir direkt neben uns einen großen Schatten unter Wasser beobachten, der unter uns durchtaucht. Die Wale begleiten uns noch einige Minuten bevor sich langsam von uns entfernen. Kurz bevor sie im Nebel verschwinden folgt die Überraschung – der Buckelwal springt aus dem Wasser und klatscht mit dem Rücken in die Wellen. Wir können unser Glück kaum fassen & sind mehr als entlohnt für die vorherrschende Flaute.
Die ersten Tage unserer Überfahrt beschäftigt uns vor allem ein Thema – die bittere Kälte. Gefangen im Nebel ist die Sonne lange nicht zu sehen. Das Thermometer im Schiffsinneren zeigt 12 Grad, dazu 8 Grad Wassertemperatur. Letzteres sorgt dafür, dass der Boden im Boot eisig kalt ist. Dementsprechend verbringen wir die Zeit an Bord dick eingepackt und freuen uns zum Schichtwechsel wieder mit Wärmflasche ins Bett schlüpfen zu dürfen. Gestern Abend reist der Himmel plötzlich pünktlich zum Sonnenuntergang auf und beschert uns ein malerisches Farbenspiel. Auch heute strahlt die Sonne kräftig vom wolkenlosen Himmel. Wir verbringen die Zeit daher mit Kartenspielen auf dem achterlichen Sonnendeck, beobachten das Wellenspiel und hoffen vergeblich auf den ersten Fisch an unserer Angel.
(Sascha)
Sooo, 48h unterwegs, das flaue Gefühl wird weniger, aber Nebel und kalt ist bäh! 🤨 Sonst aber alles prima 👌 Aber der Sternenhimmel ist gerade wunderschön, mit Milchstraße und so.
(Mattis)
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Da Lisa die Crew über das kommende Wetter informiert, werden sie vsl. Halt in St. John machen. Ich sage voraussichtlich, weil Wind ein sehr dynamischer Prozess ist und sich die Voraussagen innerhalb eines Tages bereits wieder ändern können. Der angekündigte Sturm mit 45 Knoten für Sonntagabend vor Neufundland ist bereits wieder verschwunden.
Heute um 16 Uhr erreichte mich die erste SMS von Elmy. Wer Mattis kennt, den wird das sicherlich genauso überraschen wie mich. Ich habe mich aber gefreut und kann euch somit updaten.
Die Crew ist gestern mit Flaute und Nebel gestartet. Gegen Mitternacht kam dann endlich Wind auf und sie konnten etwas Strecke machen. Die Wellen müssen jedoch relativ ‚rough‘ sein, daher ist es wohl sehr schaukelig und somit ungemütlich.
Bitte rechnet jetzt nicht mit täglichen Updates. Wenn ich etwas höre, dann veröffentliche ich es hier.
Aktualisierung durch Sascha via E-Mail in der Nacht. Es werden wohl alle Funktionen des Garmin Gerätes getestet 😉
Vernebelter Start Schon kurz nach dem Auslaufen aus Halifax umgibt uns dichter Nebel. Besonders froh sind wir dabei, um das AIS und den Radar an Bord. Die Systeme ermöglichen es uns auch ohne Sicht sicher zu navigieren. Der Wind erlaubt es uns erst nach drei Stunden den Motor endlich abzustellen, wird dann aber immer stärker, bis wir ein konstant gutes Tempo erreicht haben. Dieses können wir auch über den gesamten nächsten Tag halten. Währenddessen macht die unruhige See der gesamten Crew zu schaffen. Letztlich kann nur Luki das Essen bei sich behalten, während die anderen den Eimer brauchen. Dabei lernen wir, dass man mit dem bereitstellen des rettenden Eimers keine Sekunde zu lange warten sollte. So langsam ist die anfängliche Seekrankheit überwunden, die Sonne ist wieder da und wir beginnen die Langeweile zu genießen.
Wir sind in den letzten Vorbereitungen für unsere Atlantiküberquerung. Auch wenn wir wahrscheinlich noch mal in Neufundland anhalten werden, wollen wir komplett fertig sein, um die Möglichkeit zu haben – je nach Wind – direkt von Halifax durchzufahren.
Für die Zeit haben wir uns eine Flatrate für unser Garmin InReach gekauft, daher haben wir jetzt auch ein Tracking, auf dem ihr uns verfolgen könnt: https://share.garmin.com/SJCP3.
GANZ WICHTIG: Wenn das Tracking abbricht, sind wir nicht untergegangen! Vermutlich ist einfach nur die Batterie leer oder das Gerät ist kaputt. Bitte macht euch dann keine Sorgen und ruft nicht bei der Küstenwache an 😉
Wir haben als Back-up zu dem Gerät noch ein weiteres Satellitentelefon gemietet und haben auch noch eine EPIRB an Bord, die ein SOS-Signal z.B. an Flugzeuge sendet.
Bevor es losgeht, melden wir uns auf jeden Fall noch mal hier im Blog. Wir planen auch ein paar kurze Statusmeldungen über Jenny im Blog zu veröffentlichen.
Auch den nächsten Morgen starteten wir gemütlich. Es wurden Pfannkuchen gebacken, das gerissene Verdeck genäht und erste Versuche für das Routing der kommenden Etappe in Richtung St. John unternommen.
Kurz vor 12 Uhr kam dann auch schon der Taucher vorbei und startete mit seinen Arbeiten. Wie sich herausstellte, hatten er und Mattis sich vor einigen Monaten bereits auf den Bahamas kennengelernt. Parallel wurden die Wartungsarbeiten am Rigg mit Hilfe der frisch erworbenen Ersatzteile in Eigenregie durchgeführt.
Nach dem Mittagessen brachten wir Luki zum Waschen der bereits angefallenen Wäsche an Land. Elena beschäftigte sich währenddessen mit unserem Angel-Equipment und tüftelte passende Anbring-Möglichkeiten dafür aus. Mattis und Sascha motivierten sich währenddessen gemeinsam, die Chance auf Bewegung zu nutzen, und joggten über zahlreiche „Berge und Täler“ zur Spitze der Landzunge. Am Abend genossen wir alle eine wohlverdiente Dusche an Bord. Beim Abendessen philosophierten wir darüber, ob die Nordroute angesichts der vorherrschenden Kälte nicht doch eine verrückte Idee war. Den Abend ließen wir bei einigen Runden Doppelkopf ausklingen, wobei wir uns über die muckelig warmen 17 Grad im Boot freuten.
Samstag
Am Samstag machten wir uns an das Abhaken der möglicherweise letzten To-do-Liste. Neben verschiedenen kleineren Punkten stand vor allem das Auffüllen unserer Vorräte an frischen Lebensmitteln auf dem Programm. Dabei gestaltete sich vor allem die Rückfahrt mit dem Dinghi als feuchte und leicht frostige Angelegenheit. Neben weiterer Nahrung statteten wir uns auch mit weiteren Socken und wärmendem Schuhwerk aus.
Inzwischen tobt an Bord auch ein heftiger Kampf um den Rekord im Blocksudoku auf dem Tablett (App-Empfehlung der Crew für Langeweile). Den ursprünglichen Rekord konnten wir bereits mehr als verdoppeln und treiben den Highscore stündlich weiter nach oben. Wir fürchten schon fast, dass die Nachtschichten zu kurz ausfallen, um unserem Spieltrieb in ausreichendem Maße nachkommen zu können.
Da die Windvorhersagen derzeit vielversprechend erscheinen, machen wir uns dann auch schon bereit endlich loszulegen. Nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung legen wir uns angesichts der bevorstehenden Nachtfahrt kurz aufs Ohr. Vor der Ausfahrt aus Halifax klären wir mit Lisa, die uns über das Satelliten-Telefon mit Wetter- und Routing-Infos unterstützen wird, noch letzte Details. Für einen Tankstopp, bei dem wir unseren Dieseltank noch einmal randvoll füllen, machen wir noch einmal an Land fest. Danach heißt es Leinen los.
Dann setzen wir auch schon Kurs in Richtung offener See. Ob wir in wenigen Tagen noch mal in St. John anlegen werden hängt maßgeblich davon ab, wie der Wind sich entwickeln wird. Möglicherweise werden wir auch erst in gut drei Wochen wieder in Großbritannien Land betreten.
Nachdem wir in Halifax sicher vor Anker lagen, sind wir mit dem Dinghi noch aufgebrochen, um im örtlichen Yacht-Club die Möglichkeiten zur Wartung unseres Riggs und das Säubern des Rumpfes abzuchecken. Auf der Rückfahrt wurden wir von einem Hamburger Pärchen zu einem Sundowner an Bord eingeladen. Die beiden waren kurz nach uns in Halifax eingelaufen und möchten nach 12 Monaten Reise ebenfalls wieder zurück über den Atlantik. In geselliger Runde wurden zahlreiche Schiffs- und Reisestorys ausgetauscht. Noch geschwächt von der ersten Nachtfahrt, Sonne und Bier ging es dann auch schnell ins Bett.
Am nächsten Morgen starteten wir – nach einem späten Frühstück – damit die Kontakte der örtlichen Rigger und Taucher abzuarbeiten. Jemanden zu erreichen, der dann auch noch zeitnah Zeit für die notwendigen Arbeiten hat, gestaltete sich jedoch zunächst schwierig. Unsere mögliche Abfahrt sahen wir schon sich immer weiter zu verzögern.
Schließlich starteten wir selbst damit das Rigg zu inspizieren und die weiteren kleineren Reparaturen zu prüfen. Unser Glück wendete sich, als Mattis von der Mastspitze glücklich verkündete, dass uns ein Taucher für den kommenden Tag zum Säubern des Rumpfes zugesagt hatte.
Nach dem Mittagessen brachen wir schließlich auf, um einige Besorgungen zu machen und Halifax zu erkunden. In einem unscheinbar wirkenden Segel-Shop konnten wir tatsächlich die wichtigsten benötigen Ersatzteile besorgen.
Im Anschluss erkundeten wir gemeinsam die Stadt und schlenderten die Hafenpromenade entlang.
Den Abschluss des Tages bilden einige Runden Skat sowie ein gemeinsames Videostudium des letzten SailGP-Rennens, das Mattis vor unserer Ankunft noch live in Halifax verfolgt hatte.
Am nächsten Morgen machen wir uns zum Sonnenaufgang bereit zum Ablegen. Ziel des ersten Schlags ist das etwa 170sm entfernte Halifax, der ursprünglich geplante Startpunkt unserer Reise.
Die Route führt uns zunächst zurück an den Steg, wo wir am Abend zuvor unseren Adapter für den Wasserschlauch vergessen hatten. Danach bahnen wir uns den Weg durch das vorgelagerte Insel-Archipel.
Der zunehmende Wind erlaubt es uns erste Segelmanöver durchzuführen, uns in der noch unerprobten Besetzung einzugrooven und uns mit dem Boot vertraut zu machen. Nach den emsigen Arbeiten der vorangegangenen Tage genießen wir es aber auch zwischendurch einfach nur auf der faulen Haut zu liegen. Das Wetter macht das allerdings zur Herausforderung. Während unter der hoch stehenden Sonne bei klarem Himmel schnell Sonnenbrandgefahr besteht, bringt uns der eisige Wind im Schatten auch schnell wieder zum Frieren. Dennoch können der weibliche und blonde Teil der Crew bereits erste Bräunungserfolge vorweisen.
Gegen Abend machen wir uns bereit für unsere erste Nachtfahrt und diskutieren dazu zunächst ausführlich verschiedene Modelle zur Besetzung der Schichten. Die Nacht vergeht ereignisarm, jedoch auch ohne richtigen Segelwind – wir genießen daher zumeist das sonore Schnurren des frisch reparierten Motors. Glücklicherweise sind die Nächte hier sehr kurz, sodass bereits um kurz nach 4 Uhr die Morgendämmerung einsetzt. Am Ende der fröstelnden Nacht müssen wir jedoch alle feststellen, dass wir wohl alle unseren Kälteschutz noch weiter optimieren müssen.
Nachdem auch das Personal der Nachtschicht dank zunehmender Krängung das Bett wieder verlassen hatte, vertrieben wir uns die Zeit mit ersten Proberunden in Doppelkopf. Zudem unternahmen wir den Versuch die noch anstehenden Wartungsarbeiten in Halifax zu organisieren, was uns auf Grund der mangelnden Erreichbarkeit nur mäßig gelang. Am späten Nachmittag liefen wir dann bei traumhaftem Wetter in Halifax ein.
Zu Tagesbeginn trommelt uns zunächst der Regen auf die Köpfe. Nach dem Frühstück brechen wir auf, um die letzten Einkäufe zu erledigen – die Liste findet einfach kein Ende. Vor allem aber gilt es weitere Haferflocken zu bunkern, nachdem beim gestrigen Einkauf die Mengen etwas durcheinander geraten sind. Wir sind gespannt ob uns während der Überfahrt noch weitere Missstände auffallen werden.
Neben den Lebensmitteln werden letzte Bauteile besorgt, um Elmy hochseetauglich zu machen. Zurück an Bord schlüpfen wir nacheinander in den Motorraum. Wir tauschen Pumpen, setzen den Wellengenerator neu ein und sorgen zudem dafür, dass wir uns bei hohem Seegang auch sicher am Herd aufhalten können. Es fließen Blut, Schweiß, aber zum Glück keine Tränen.
Am Ende des Tages schnurrt unser Motor nach einigen letzten Handgriffen wieder munter vor sich hin. Damit steht unser Schlag an: Zum Frischwasser bunkern geht’s an den nahe gelegenen Steg. Nach einer wohlverdienten Dusche geht es dann wieder zurück an unsere Boje. Morgen soll es dann endlich wirklich los gehen. Wir möchten früh in Richtung Halifax starten, um dort ab Mittwoch die allerletzten Vorbereitungen vorzunehmen.
Nach dem Frühstück an Bord starten wir bei sommerlichem Wetter direkt unseren Großeinkauf. Schnell hat eine halbe Palette Wasserkanister den Weg in unsere Einkaufswägen gefunden und diese gefüllt. Aus Effizienz-Gründen teilen wir uns in der Folge auf. Während Mattis und Sascha unsere Einkäufe durch die Kasse schleusen, in das Auto laden und mit dem Dinghi schließlich auf Elmy übersetzen, machen sich Elena und Luki daran die nächsten Wagen zu füllen. Dank unserer Mengenangaben und den amerikanischen Packungsgrößen gelingt dies auch schnell und Wagen um Wagen füllt sich.
Sowohl beim Verladen als auch beim Umherirren im örtlichen Walmart werden wir immer wieder darauf angesprochen was wir denn angesichts dieser Mengen eigentlich vor hätten. Nach kurzen Erläuterungen sammeln wir viele gute Wünsche für die bevorstehende Fahrt.
Nur unterbrochen von einer mehr als nötigen Mittagspause mit amerikanischer Pizza setzen wir das Füllen und Verladen unserer Einkaufswägen den ganzen Tag fort. Am Ende liegt Elmy deutlich tiefer und mit leichter Schlagseite (bei noch leeren Tanks) im Wasser. Deutlich leichter sind dafür unsere Portemonnaies.
Letztlich gilt es noch für all die Einkäufe ein passendes Plätzchen an Bord zu finden, was uns mit etwas Probieren auch gut gelingt. Da beginnt die Sonne aber auch schon unterzugehen. Zum malerischen Sonnenuntergang genießen wir ein schnelles Abendessen an Bord und fallen danach erschöpft in unsere Betten.
Nach einem unspektakulären Flug war es endlich so weit – um 19 Uhr Ortszeit sammelt Mattis uns am Flughafen auf. Wir alle sind schon voller Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer. Nach kurzer Begrüßung geht’s dann mit unserem Mietwagen auch schon los in Richtung Yarmouth.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Sinne unserer Kalorienbilanz widmen wir uns der schwierigen Aufgabe der Essensplanung für die kommenden 6 Wochen. Noch in Frankfurt haben wir uns bereits der Planung des Frühstücks gewidmet. Schnell füllt sich auch die Speisekarte für die weiteren Mahlzeiten. Dabei gilt es zu beachten, dass wir vor allem für die letzten Wochen zunächst mal ohne frische Zutaten planen müssen.
Die Gerichte in eine Einkaufsliste mit den richtigen Mengenangaben zu übersetzen erweist sich daher als besondere Herausforderung. Sind 20kg Mehl wirklich ausreichend? Sollten wir zur Sicherheit nicht doch lieber noch 5kg Nudeln extra einladen? Zum Glück haben wir auf der dreistündigen Fahrt ansonsten neben dem Ausweichen der zahlreichen Schlaglöcher auf dem einsamen Highway nicht viel zu tun.
Gegen 23 Uhr Ortszeit erreichen wir dann endlich Elmy. Nach einem schnellen Beziehen der restlichen Betten fallen wir alle erledigt (für die frisch Angereisten ist es immerhin 4 Uhr deutscher Zeit) in einen verdienten Schlaf.