In den letzten zwei Wochen haben wir es sehr entspannt angehen lassen.
Am Wochenende kam dann noch Lisa’s Schwester Sabrina hinzu.
Sonntags legten wir dann kurz nach den 70-Fuß Yachten, die am Clipper Race teilnehmen, ab. Während diese noch ein bisschen Showlaufen im Hafen machten, segelten wir zum Startpunkt des nächsten Regattaabschnitts. Dort konnten wir dann den 11 Booten beim Start zuschauen.
Am nächsten Tag war unser Segel fertig repariert und wir konnten es wieder abholen. Praktischerweise ist der Segelmacher direkt in der Bucht wo auch der Regattastart war.
Das Wetter war an diesem Tag hervorragend, so dass wir das Segel direkt einbauten.
Beim Probesegeln am nächsten Tag waren wir sehr zufrieden: die neuen Mastrutscher laufen viel besser. Der Riss ist gut repariert und mit den neuen Latten hat das Großsegel auch bei wenig Wind wieder die richtige Form.
Dienstag machten wir dann bei sonnigen Wetter eine Wanderung über die schöne Insel Kerrera. Im Gegensatz zu Lismore gibt es hier fast keinen Autoverkehr und die Insel ist etwas mehr auf Touristen ausgelegt – dementsprechend aber auch deutlich voller.
In den weiteren Tagen fuhren wir noch ein bisschen von Bucht zu Bucht und spielten bei eher regnerischen Wetter viel Hitster und Skat.
Am Donnerstagabend ging es dann wieder nach Oban, damit am Freitag früh jemand wegen des defekten Generators vorbeischauen konnte.
Außerdem haben wir noch einen Schaden an der Stelle wo die Ankerwinsch befestigt ist ausgebessert.
Auch wenn die Fotos einen anderen Eindruck vermitteln, war das Wetter in den letzten zwei Wochen sehr durchwachsen und in der Regel recht windarm. Daher hatten wir genug Zeit zum Kartenspielen und haben davon abgesehen weiter entfernte Ziele anzusteuern. (Unter Einsatz des Motors)
Ich bin gerade sehr froh, mal keinen Plan und längere Zeit zu haben, ohne viel Strecke machen zu müssen.
Die gesamte Crew ist heute abgereist und ich warte jetzt auf die Ankunft von Jenny und Martin (einem Kaufinteressenten).
Achja, falls jemand in der Leserschaft ELMY kaufen möchte: gerne!
Nachdem die Transatlantikcrew abgereist ist, war ich zunächst mal drei Tage allein. In dieser Zeit habe ich die schottische Sonne genossen (ja wirklich!) und überwiegend mal einfach nichts getan – das war auch mal sehr schön! Ansonsten habe ich noch gewaschen, aufgeräumt und geputzt.
Wie geht es jetzt weiter?
ELMY und ich werden nun einige Zeit in Schottland bleiben. Zunächst kommen Hannah und Lisa, später noch ihre Schwester für 12 Tage dazu. Danach kommt Jenny für über vier Wochen in den Sommerferien. Parallel dazu bekommen wir noch Besuch von meinem Vater und zwei Freunden.
Die restlichen zwei Monate meines Sabbaticals (September, Oktober) werde ich dann vor allem wieder Strecke machen, um ELMY zu ihrem Winterlager zu bringen. Wir haben noch keinen konkreten Plan, wo es genau hingeht, peilen aber die Niederlande an, da sie von Karlsruhe ganz gut zu erreichen sind und es nicht so viele Sprachbarrieren (wie in Frankreich) gibt. Der Plan wäre Mitte Oktober am Ziel zu sein, um noch Zeit zu haben, ELMY winterfest zu machen und in Ruhe wieder zu Hause anzukommen.
Parallel haben wir bereits eine Anzeige geschaltet und sind in Kontakt mit den ersten Interessenten. Idealerweise können wir das Boot bereits unterwegs verkaufen, dann können die Käufer den Winter bereits nutzen, um ELMY fit für ihre nächsten Abenteuer zu machen.
Für die Fahrt von Schottland in die Niederlande suche ich übrigens noch Crew – bei Interesse sehr gerne melden!
Die neue Crew ist da: Lisa und Hannah
Am Montag sind Lisa und Hannah angekommen. Bei spiegelglatter See konnte ich die beiden gemütlich in Oban abholen und wir konnten noch den Sonnenuntergang zusammen an Bord genießen.
Dienstag sind wir dann nach einem langsamen Start rüber zur Isle of Mull gefahren und haben dort in einer Bucht zwischen zwei Schlössern geankert.
Am nächsten Morgen sind wir früh aufgebrochen und haben an der Insel Lismore geankert, den Motor von unserem Dinghi abgeschraubt und sind dann rüber zur Insel gepaddelt. Nachdem wir das Dinghi ausreichend weit den Strand hochgetragen haben (wegen der Tide), haben wir eine 17km lange Wanderung über die Insel zu einem netten Café gemacht. Besonders der Anfang und das Ende der Wanderung war ein Highlight, für die meisten Wanderer wäre es das eigentlich das Ziel.
Am nächsten Tag klingelte tatsächlich mal wieder der Wecker. Bereits kurz nach 9 Uhr wurde der Anker gelichtet, Frühstück gab es während der Fahrt in der wärmenden Sonne. Zurück in Oban warfen wir vor der gegenüberliegenden Insel dann auch schon wieder den Anker und machten uns auf den Weg zur örtlichen Destillerie.
Dort wurden wir auf einer unterhaltsamen Führung über die Besonderheiten in der Herstellung des „Usquebaugh“ (zu Deutsch „Lebenswasser“ oder auch einfach Whiskey) aufgeklärt. Die Stimmung während der Führung wurde immer besser, vielleicht auch angestachelt durch die flüssige Untermalung der spannenden Ausführungen. So konnten wir am Ende auch nicht widerstehen, unser Geld zum Abschluss der Tour gewinnbringend im Shop in den nur dort erhältlichen Raritäten anzulegen.
Zurück an Bord mussten wir dem harten Programm Tribut zollen. Den restlichen Tag verbrachten wir daher vor allem mit Karten spielen, kochen und der Planung der noch verbleibenden Tage. Zum Abschluss des Tages wurde im Bordkino das Duell Spanien-Frankreich übertragen. Bis uns letztlich ein rotes Schimmern noch ein letztes Mal an Deck lockte. Der sich uns dort bietende Ausblick sorgte sogar auf der benachbarten Superyacht dafür, dass aufgeregt fleißig Bilder von der vor uns liegenden Szenerie geschossen wurden.
Neuer Reisemodus
Unsere eigentlich geplante Wanderung auf der benachbarten Insel müssen wir kurzerhand canceln, nachdem sich alle erst um 12 Uhr am Frühstückstisch versammelt haben. Wir entschließen uns dennoch, die Insel bei einem kleinen Spaziergang bzw. im Zuge einer Laufeinheit zu erkunden. Zwischen den ortstypischen Schafen und den flauschigen Highlands hindurch erkunden wir die Hügellandschaft.
Um die ausgefallene Wanderung zu kompensieren, haben wir uns dazu entschlossen, unsere Leihräder, die wir eigentlich für eine Tour am kommenden Tag gemietet haben, schon für einen abendlichen Ausflug zu nutzen. Wagemutig stürzen wir uns also auf unseren Drahteseln in den britischen Linksverkehr. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten auf der ungewohnten Straßenseite erklimmen wir dann auch schon die nahe gelegenen Hügel. Teilweise führt uns die Route einfach querfeldein bis hin zu dem Wasserreservoir von Oban.
Zum Abschluss des Tages wird noch mal das Bordkino mit dem zweiten Halbfinale angeschmissen. Parallel widmen wir uns dem Ausbau unserer defekten Autopilotin. Das vorläufige Ergebnis sorgt jedoch für viel Frust in der Crew. Trotz stundenlanger Anstrengungen mag sich die treue Gertrud einfach nicht von Elmy lösen.
Auf die Räder, fertig, los
Zu ungewohnt früher Zeit reißt uns der Wecker aus dem Schlaf. Eine Stunde später sitzen wir bereits wieder im Sattel und machen uns auf den Weg ins Landesinnere. Die ersten Höhenmeter liegen schnell hinter uns und wir tauchen ein in das schottische Hügelland. Bald schon verlassen wir auch schon die asphaltierte Straße und biegen ein auf eine Schotterpiste. Die einzigen Lebewesen, die uns hier begegnen, sind einige Kühe und natürlich die unzähligen Schafe. Um uns herum erstrecken sich die Highlands und lassen uns tief in die Natur eintauchen.
Nach gut 2,5h wird die erste Pause gemacht. Unseren wohlverdienten Snack genießen wir inmitten der schottischen Landschaft an einem kleinen See. Danach genießen wir vor allem eine flotte, aber erholsame Abfahrt über eine kleine Landstraße. Bis wir bei unserer nächsten Rast alle erschöpft ins Gras fallen und ein wenig in der Sonne dösen. Das erneute Besteigen unserer Räder nach dieser Pause führt uns schmerzhaft vor Augen, dass unsere Hinterteile in den letzten Wochen wohl weichgespült worden sind. Von lauten Klagebekundungen begleitet, starten wir die letzte Etappe. Nach insgesamt über 1.000 Höhenmetern warten schließlich eine leckere Pizza & Eis zur Belohnung auf uns.
Zurück an Bord heißt es dann aber auch schon: Koffer packen. Zusammen mit den zusätzlich erstandenen Winterklamotten und sonstigen Einkäufen werden unsere Taschen hart auf die Probe gestellt. Zu guter Letzt widmen wir uns auch noch mal dem Gertrud-Problem. Nach einigem Tüfteln bekommen Mattis und Sascha den Antrieb schließlich ausgebaut. Und so können wir uns zum Abschluss befriedigt noch mal einer Runde Doppelkopf widmen.
Zeit Abschied zu nehmen
Ein letztes Mal genießen wir zusammen das Frühstück im Sonnenschein an Deck. Danach verfrachtet Mattis uns samt Gepäck auch schon an Land und es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Wir wünschen Mattis vor allem noch viel Spaß in den verbleibenden Monaten auf Elmy und blicken zurück auf eine spannende und erlebnisreiche Reise.
Nach einigen kleineren Erledigungen (der Müll musste entsorgt werden, die Wäsche gewaschen werden) führt uns unser erster Landgang direkt in einen Pub. Wie wir später erfahren sollten, handelt es sich dabei um das erste Gebäude, das das kleine Städtchen mitbegründete. Die Dichte an Deutschen nimmt dann auch schnell zu, sodass der Pub pünktlich zu Beginn des Viertelfinales gut gefüllt ist. Zusammen mit den Landsleuten sowie dem ikonischen Personal, dürfen wir so doch noch die EM verfolgen, auch wenn dies ein kurzes Vergnügen bleiben soll.
Erkundungen im Nahbereich
Nach einer ruhigen Nacht im Hafen lassen wir es gemütlich angehen. Die sanitären Einrichtungen im Hafen werden ausgiebig genossen. Ein richtiges Klo und vor allem eine richtige Dusche versprühen nach langer Zeit auf See einen ganz besonderen Charme.
Schließlich sammeln wir auch genug Motivation um bei angenehmen Sonnenschein eine Runde durch das kleine Städtchen zu drehen. Wir lassen den schottischen Flair auf uns wirken, erkunden einige lokale Sehenswürdigkeiten und genießen dabei die Aussicht auf die uns umgebenden Highlands. Für die Größe der Stadt ist diese erstaunlich touristisch. Die Bevölkerung von 8.000 Einwohnenden wächst während der Saison auf bis zu 28.000 an. Zum Abschluss unserer Tour gönnen wir uns die besten Fish & Chips der Stadt in einem kleinen Imbiss und werden dabei von den Deutsch-Kenntnissen des Kochs überrascht.
Auf Wandertour
Um neben Oban auch die nähere Umgebung zu erkunden machen wir uns schon früh auf und wandern entlang der Küste in Richtung Norden. Dabei kommen wir an verschiedenen Schafsweiden und netten kleinen Stränden vorbei. Zurück am Boot müssen wir der ungewohnten Anstrengung und dem Übermaß an Bewegung Rechnung zollen. Mehr als einige Runden Karten spielen und kochen lassen unsere Energiereserven nicht mehr zu.
Es geht wieder los
Nach 3 Nächten müssen wir den Hafen wieder verlassen. Zudem steht die Reparatur des Großsegels noch auf unserer To-do-Liste. Einen Segelmacher haben wir etwas nördlich von Oban ausfindig nahe der Küste gemacht. So machen wir uns mit Elmy auf den Weg, schmeißen in der einsamen Bucht den Anker und verladen das Großsegel auf das Dinghi. Vom Strand aus wird das gute Stück zu Fuß zu dem nahegelegenen Shop geschleppt.
Zurück an Bord erwartet uns bereits ein verführerischer Duft – Luki hat uns in der Pfanne köstliche Zimtschnecken gezaubert. In der Sonne sitzend genießen wir die verbleibenden Stunden des Tages und aktivieren dazu auch wieder die Outdoor-Küche. Nur mit dem Angeln sollte es auch hier in der Bucht nicht klappen.
Während wir am Morgen nach tagelangem Grau noch kurz die Hoffnung auf eine sonnige Ankunft hatten, waren wir schnell in dem wechselhaften britischen Wetter gefangen. Lässt man sich von der Sonne an Deck locken, ergreift man schon kurze Zeit später wieder die Flucht nach unten, um dem nächsten Regenschauer zu entkommen. Als genauso abwechslungsreich erweisen sich die Windbedingungen. Auf vergleichsweise gemütliche Segelbedingungen folgen Phasen mit teils heftigen Böen von bis zu über 40kn.
Gegen Abend haben wir dann endlich die Einfahrt in den Fjord Richtung Oban erreicht. Mit dem ersten Empfang prasseln zahlreiche Nachrichten auf unseren Handys ein. Die Werbung hat es übrigens als erstes geschafft. Gespannt lesen wir nach was sich während der letzten 2 Wochen außerhalb unseres Segel-Kosmos sonst noch so ereignet hat.
Da noch immer 40sm zurückzulegen sind wechseln wir wieder in ein Schichtsystem. Da nun einige Engstellen und durch das Festland hervorgerufene Ablenkungen zu erwarten sind, werden die letzten Schichten zu zweit verbracht. Luki und Sascha übernehmen die Einfahrt und bahnen sich ihren Weg in Richtung Inland. Als sich in der Dunkelheit links und rechts schemenhaft die Küstenlinie abzeichnet, kommen untermalt mit entsprechender Musik Ankunftsgefühle auf. Gegen 2 Uhr übernehmen dann Elena und Mattis für die letzten Meilen. Um 5 Uhr wird dann endlich der Anker geworfen (der erste „Land-Kontakt“ seit über zwei Wochen) – nicht ohne sich dabei auch gleich mit der benachbarten Superyacht anzulegen. Denen sind wir wohl etwas zu nah gekommen. Erschöpft fallen danach erst mal alle ins Bett.
Vor Anker
1.944sm (/2.477sm ab Halifax) und 15 Tage 17 Stunden (/20d 17h) liegen hinter uns. 18 Stunden (/26h) davon sind wir motort. Ansonsten war uns der Wind meist wohl gesonnen. Dabei wurden 119 Partien Skat (Sieger Elena) und 121 Partien Doppelkopf (Sieger Luki) gespielt.
Am Morgen nach dem Anker werfen genießen wir zunächst das Ausschlafen ohne dass jemand am Steuer abgelöst werden muss. Als wir uns gegen 12 Uhr langsam aus dem Bett schälen können wir uns bereits vieler Kleinigkeiten, denen man sonst kaum Beachtung schenkt erfreuen. Die Geräuschkulisse des pfeifenden Windes lässt es zwar nicht vermuten, aber wir liegen tatsächlich geschützt von einer Insel ruhig vor dem kleinen Städtchen Oban.
Aufregende Erlebnisse erwarten uns. Eine Nacht in der wir nicht hin und her gerollt sind. Das Anziehen funktioniert plötzlich wieder im Stehen ganz ohne Festhalten. Beim Frühstück stehen Teller und Tassen völlig ungeschützt auf dem Tisch. Statt einer großen Liegewiese gibt es im Salon wieder einen Tisch an dem man entspannt sitzen kann. Elena ist in der Küche am Werkeln.
Nach dem Frühstück geht’s dann erst mal an die Reinigung von Crew und Schiff. Zwar wurde das Deck durch die ein oder andere uns überspülende Welle sauber gehalten, unter Deck sieht es dagegen nicht ganz so ordentlich einher. So manch einer hatte sich statt der Bordtoilette bereits auf die Erreichbarkeit einer öffentlichen Toilette gefreut. Und auch ansonsten war ein Aufräumen mal wieder dringend erforderlich, nachdem einige der größeren Wellen der letzten Tage für ordentlich durcheinander gesorgt hatten. Anschließend schlüpfen wir nacheinander unter die Bordduschen. Auch in der kleinen Nasszelle muss sich nun nicht mehr festgehalten werden. Nach 2-3 Duschgängen in den letzten beiden Wochen tut uns das allen gut. Zum ersten Mal seit St Johns kann man es im Anschluss dann auch ohne die fast schon angewachsene Ski-Unterwäsche aushalten.
Letzte Formalitäten für die Einreise werden telefonisch geklärt. Am Ende erhalten wir ohne Probleme die Genehmigung dafür an Land gehen zu dürfen. Angesichts des sehr ungemütlichen Wetters mit nahezu dauerhaftem Regen entschließen wir uns jedoch dazu den Tag vor Anker zu verbringen. So lassen wir den Tag bei einigen Runden Skat gemütlich ausklingen.
Wir betreten wieder Land
Am nächsten Morgen machen wir uns auf in den benachbarten Hafen. Gegen 12 Uhr machen wir dann endlich wieder an Land fest. Mit Wetterfee Lisa am Telefon genießen wir bei leichtem Sonnenschein den wohlverdienten Anleger. Nach einem kurzen Mittagessen werden noch schnell ein Wäsche- und Müllprojekt gestartet, um uns dann pünktlich auf den Weg in einen Pub machen zu können um das deutsche Viertelfinale schauen zu können.
Wusstet ihr eigentlich was das wichtigste an Bord ist? Essen! Natürlich braucht man eine gute Crew, Sicherheitsausrüstung und all das drum und dran. Aber damit es an Bord allen gut geht und die Stimmung nicht kippt, ist vor allem eine regelmäßige Nahrungsaufnahme von besonderer Bedeutung. Wenn jemand denkt, dass meine Stimmung daheim schon stark vom Essen geprägt ist, dann ist das an Bord nochmal extremer. Und sogar wenn das Thema Seekrankheit aufkommt, kann ich nur raten: viel und oft essen! Mit gefülltem Bauch kommt erst gar kein Unwohlsein auf und weil es einem gut geht, kann man dann erst recht nochmal was essen.
Zu unserem großen Glück ist auch in diesem Punkt die Crew top aufgestellt. Ursprünglich dachte ich mal, dass ich zumindest für die kleinen Highlights zwischendurch in Form von Kuchen oder frischem Brot verantwortlich wäre. Ich muss aber gestehen, dass ich da völlig falsch lag.
Meist fängt der Tag relativ entspannt mit einer Portion Porridge an. Wenn jetzt jemand denkt, das wäre doch langweilig, dann ist er noch nicht mit Sascha gesegelt. Der schafft es schon morgens, mit viel Geduld und Spaß am Zubereiten, mit Kleinigkeiten die Haferflocken zu etwas besonderem zu machen. So finden sich am einen Tag jede Menge frisches Obst, an anderen getrocknete und wieder eingekochte Mango unter den Haferflocken.
Wenn nach einer Runde Doppelkopf plötzlich nicht mehr alle vier an Deck sind, findet man meist Luki oder Sascha bereits wieder in der Kombüse. Während Mattis und ich uns schnell ein paar Nudeln mit Pesto gekocht hätten, wird weiter gezaubert: selbstgemachte Schupfnudeln oder Käsespätzle, leckeres Dal, Pizza aus der Pfanne und, und, und. Die Leckereien kennen kein Ende! Und irgendwie schaffen es die beiden immer wieder mit neuen Ideen um die Ecke zu kommen.
Und abends? Nein, natürlich gibt es nicht einfach nur Reste oder mal ein Vesper (dafür ist es viel zu kalt). Auch abends wird pünktlich um 18.15 UTC wieder angefangen zu kochen und zu zaubern, damit wir alle mit gut gefülltem Magen und einem Gefühl der Glückseligkeit ins Bett fallen können.
Ach ja, ganz vergessen zu erwähnen. Neben den drei Hauptmahlzeiten gibt es dann natürlich auch noch Nachtische, Kuchen oder frisch gebackenes Brot bzw. Sonntag morgens auch mal frische Brötchen.
Wer also dachte wir kommen alle mit 5kg weniger auf den Rippen nach Hause, der irrt sich gewaltig. Essen, schlafen, spielen und ab und zu mal den Kurs korrigieren. Uns geht es hier wirklich gut und ich kann nur sagen: Danke an Sascha und Luki für die vorzügliche kulinarische Versorgung! Ich hätte gewiss auch zwei Wochen lang mehrmals am Tag Nudeln mit Pesto verschlungen, aber so hat es einfach nochmal mehr Spaß gemacht!
Um 10:58 Bordzeit war es endlich so weit. Elena war die erste, die im Nebel am fernen Horizont die Umrisse der ersten schottischen Inseln entdeckte. Nach einer Nacht, in der Wind und Welle noch mal weiter zugenommen hatten, ein mehr als willkommener Anblick. Nicht nur das Energie-Level der Crew ist mittlerweile mitgenommen, auch die Schadensliste der guten Elmy wächst. Unser Großsegel können wir aufgrund einiger kleinerer Schäden schon längere Zeit nur noch im 1. Reff nutzen. Vor einigen Tagen musste unsere treue Autopilotin Gertrud schwer verletzt den Dienst einstellen. Glücklicherweise verfügen wir über ein redundantes System und so schnurrt nun der rustikale Günther im Salon. Gestern hat sich dann auch noch der Keilriemen unseres Wellengenerators verabschiedet – unser Hauptlieferant regenerativer Energie fällt somit auch aus. Zum Glück haben wir noch mehr als genug Diesel für unseren Generator. Während wir uns Schottland immer weiter nähern, lässt sich ab und zu sogar die lange vermisste Sonne blicken, als würde sie uns willkommen heißen.
Damit sind wir auf der Zielgeraden angekommen. Bis zum Zielhafen müssen wir uns noch zwischen den Inseln hindurch schlängeln. Die finale Ankunft ist für morgen (Donnerstag) geplant.
Von links nach rechts…von rechts nach links…und wieder von vorne. In etwa so geht es die ganze Nacht und das seit 3 Tagen. Eine gute Schlafposition zu finden ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, was sich inzwischen in einem gehörigen Schlafdefizit (auch bei den guten Schläfern) niederschlägt. Das ist der Preis dafür, dass Wind und Welle uns seit Tagen konstant von achtern treffen. Andererseits ermöglicht es uns die Wetterlage direkten Zielkurs und das mit ordentlich Speed zu fahren. An Deck bietet sich zudem ein beeindruckendes Schauspiel. Sobald wir in die Wellentäler eintauchen, verschwindet kurzzeitig der Horizont und wir sehen nur noch die näher kommende Wasserwand. Langsam werden wir angehoben, bis uns die Welle schließlich beschleunigt und Elmy wieder ein Stück näher in Richtung der schottischen Küste spült. Seit Tagen kämpfen wir zudem mit einem riesigen Topf Chili sin Carne, der einfach nicht leer werden möchte. Allen Widrigkeiten zum Trotz kommt die Küste langsam in Reichweite. Morgen (Mittwoch)Vormittag sollten wir die ersten Inseln erreichen. Danach sind es voraussichtlich weniger als 24h bis zu unserem Zielhafen.
Von mehreren Seiten erhalten wir die Info, dass ein weiteres Sturmtief auf uns zu hält. Böen von bis zu 60kn sind angesagt. Einmal mit dem Atlantik kämpfen? Klingt verlockend! Aber muss es gleich so extrem sein?
Wir nutzen die Flaute und das schöne Wetter, um noch mal durch zu schnaufen, aber wollen gleichzeitig so viel Strecke zurück legen, wie es nur geht, um dem Sturm vielleicht doch noch zu entgehen.
Der Wind nimmt immer mehr zu. 20 kn, dann 25 kn, 30 kn, 35 kn. Die Wellen werden höher, türmen sich hinter uns auf und die Segelfläche wird immer kleiner. Das Besan-Segel wird recht früh eingepackt, die Genua verkleinert, das Groß vom 1. ins 3. Reff reduziert, dann ebenfalls eingepackt. Jetzt steht nur noch die eine kleine Ecke der Genua und treibt uns über den Ozean. Wie geht es wohl weiter? Unter Deck haben wir noch eine Sturmfock, die kleiner und noch stabiler ist und die wir am Kutterstag hochziehen können. Wie es wohl wird, wenn der Wind noch mehr zu legt? Unsere Fantasie blüht auf:
Riesige Wellenberge türmen sich auf, brechen über dem Boot. Manche treiben uns mit enormer Geschwindigkeit nach vorne, andere drehen uns so, dass die nächste Welle von der Seite auf uns zurollt und uns quer legt. Das Meer ist grau mit weißen Schaumkronen. An manchen Stellen sieht es aus, als würde es kochen, so sehr brodelt es. Die dunklen Wolken lassen kein Sonnenlicht durch und bringen zusätzlich noch Regen. Die Crew verzieht sich unter Deck, um hier bei heißem Tee dem Wetter zu entkommen und nicht auszukühlen. Nur einer von uns muss immer wieder hoch, Ausguck halten und prüfen, ob noch alles im Lot ist. Zu Beginn steuert unser Autopilot fleißig durch die Wellen. Doch dann das beunruhigende Alarmsignal: Jetzt heißt es selber segeln, selbst steuern. Zum Glück haben wir kurze Schichten und können uns so immer wieder abwechseln. Von unten wird man mit heißen Getränken versorgt und endlich kommt auch unsere Sturmsuppe zum Einsatz. Wer hatte eigentlich die glorreiche Idee, im Sturm Suppe zu essen, während es uns hin und her schleudert und nichts an seinem Platz stehen bleibt? Aber auch wenn der ein oder andere Schluck daneben geht, tut die heiße Brühe richtig gut. Und das wichtigste: Die Stimmung ist weiterhin gut! Zwar muss das (oder die) ein oder andere Crewmitglied etwas öfter nach frischer Luft schnappen als die anderen, aber zwei Wochen auf See helfen uns allen. Und hinzu kommt der Ausblick, dass der Wind uns stetig nach Schottland prügelt und wir bei dem Tempo schon bald ankommen.
So in etwa hätte es uns vielleicht ergehen können. Vermutlich nicht ganz so rosig, sondern etwas wilder, ermüdender und auch zermürbender. Aber dank unserer Wetterfee Lisa und all den guten Wünschen von zu Hause, sind wir dem Tief davon geeilt und kommen weiterhin ohne Mast- und Schotbruch Schottland deutlich entspannter entgegen. Auch wenn wir zwischendurch tatsächlich bis zu 35 kn Wind hatten und die Wellen deutlich größer geworden sind, kommt es uns gerade verhältnismäßig entspannt vor. Bis auf die Genua sind alle Segel eingepackt, wir fahren direkten Kurs aufs Ziel und sind fasziniert, dass auch die Seevögel um uns herum völlig entspannt die Wellen absurfen.
(Für diesen Herzinfarkt-Artikel verantwortlich: Elena)
Anmerkung Jenny:
Der stärkste Sturm kommt hoffentlich erst, wenn sie bereits im sicheren Hafen sind.